Indexseite und Impressum Die strategische Geschichte

©2011 Christian Kisch, Freiburg, Deutschland.
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Die Sumerer und die Akkadier

Inhaltsverzeichnis:

A. Der strategische Sachverhalt anhand von Geschichtsquellen

I. Die Stadt Kisch ab etwa 3000 v. Chr. II. Die Stadt Uruk ab etwa 2460 v. Chr. III. Die Stadt Ebla ab etwa 2400 v. Chr. IV. Die Stadt Lagasch ab etwa 2480 v. Chr.
V. Der Herrscher Lugalzagesi ab etwa 2365 v. Chr. VI. Der Herrscher Sargon von Akkad ab etwa 2340 v. Chr. VII. Die Nachfolger des Sargon von Akkad ab etwa 2280 v. Chr. VIII. Der Herrscher Erridupizir ab etwa 2140 v. Chr.
IX. Der Herrscher Gudea ab etwa 2100 v. Chr. X. Der Herrscher Utuhegal ab etwa 2085 v. Chr. XI. Die Stadt Ur ab etwa 2080 v. Chr. XII. Die Stadt Isin ab etwa 1970 v. Chr.
XIII. Die Stadt Larsa ab etwa 1870 v. Chr. XIV. Die Stadt Eschnunna ab etwa 2020 v. Chr. XV. Die Stadt Babylon ab etwa 1900 v. Chr. XVI. Die Stadt Uruk ab etwa 1870 v. Chr.
XVII. Die Städte Ekallatum und Mari ab etwa 1820 v. Chr.

B. Die strategische Bewertung

XVIII. Die kartographische Lage von Sumer und Akkad ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

A. Der strategische Sachverhalt anhand von Geschichtsquellen

I. Die Stadt Kisch ab etwa 3000 v. Chr.1

1. „Nachdem die große Flut die Erde überschwemmt hatte, übergaben die Götter die Königsherrschaft über das Land von Sumer der Stadt Kisch.“ Zunächst war Gischur der König von Kisch gewesen. Enischibaragesi, der 22. König von Kisch, unterwarf die Elamiter. Als Aka, der Sohn des Enischibaragesi, der König von Kisch gewesen war, da wurde die Stadt Kisch von Meskiaggascher besiegt, der die Königsherrschaft über Sumer in die Stadt Uruk trug. Die Stadt Uruk verweigerte gegenüber den Abgesandten aus der Stadt Kisch die Tributzahlungen und bereitete sich auf einen Krieg gegen diese vor. Zwar war der Ältestenrat von Uruk zunächst für die Fortführung der Tributzahlungen gewesen. Doch Gilgamesch von Uruk (= Meskiaggascher?) überzeugte die wehrfähige Bevölkerung von den Vorzügen des Abstreifens der Herrschaft von Kisch. Diese habe lediglich eine kleine Armee, während die übrige Bevölkerung nicht an den Waffen ausgebildet worden sei. So kehrten die Abgesandten der Stadt Kisch ohne die Tributzahlungen aus Uruk zu ihrem Herrscher Aka von Kisch zurück und berichteten ihm alles. Innerhalb von fünf Tagen stellte Aka, der König von Kisch, die Stadt Uruk unter Belagerung und nahm deren Boten gefangen. Im darauf folgenden Kampf wurde Aka jedoch durch die Soldaten der Stadt Uruk gefangen genommen. Die Stadt Kisch musste sich der Stadt Uruk unterwerfen. Aka wurde aber von Gilgamesch zum Heerführer ernannt. Utug, der Patesi von Kisch, der Sohn des Bazuzu, besiegte das Land von Hamazi. Susuda konnte schließlich die Königsherrschaft über Sumer wieder in die Stadt Kisch holen, indem er das Land von Awan besiegte.

2. Um etwa 2550 v. Chr. hatte Mesilim, der geliebte Sohn von Ninhursag, die Königsherrschaft über die Stadt Kisch inne. Mesilim, der König von Kisch, machte dem Tempel der Stadt Lagasch ein großes Geschenk, indem er Ningirsu, dem Stadtgott von Lagasch, ein Denkmal in der Form einer riesigen Steinkeule darbrachte. In den Stein ließ Mesilim einen Kreis aus sechs Löwen eingravieren, die die Rückflanke des jeweils nächsten Löwen attackieren und über deren Köpfen ein Adler mit einem Löwenkopf kreist, dessen Flügel ausgespannt sind. Die Steinstatue enthält den folgenden Schriftzug: „Mesilim, der König von Kisch, der Erbauer des Tempels von Ningirsu, als Lugalschagengur Priesterkönig der Stadt Lagasch gewesen war.“

3. Als Lugalmu der König von Kisch gewesen war, da besiegte Hatanisch die Stadt Kisch. Dieser errang die Königsherrschaft über Sumer für das Land von Hamazi. In den späteren Jahren besiegte Kubau den König von Mari. Scharrumiter, der König von Mari, musste die Königsherrschaft über Sumer an Kubau abtreten, die daraufhin zur Königin von Kisch erhoben wurde. In der Folge verlor die Stadt Kisch die Königsherrschaft über Sumer an die Stadt Akschak, die von Unzi regiert wurde. Puzursin, der Sohn der Kubau, besiegte das Land von Akschak und entriss damit Schusin, dem Sohn des Ilschuil, die Königsherrschaft über Sumer. Schließlich verließ die Königsherrschaft über Sumer die Stadt Kisch endgültig, als Lugalzagesi, der König von Uruk, Nannija, den König von Kisch, besiegte.

1. http://www.cdli.ucla.edu/cdlisearch/search/ (August 2011); Frayne, Douglas R.: Royal Inscriptions of Mesopotamia Early Periods, Presargonic Period, 2700-2350 BC, RIME 1.08.01.01, ex. 01; RIME 1.08.01.02, ex. 01; RIME 1.08.01.02, ex. 02; RIME 1.08.01.03, ex. 01; Langdon, Stephen: Historical Inscriptions, Weld-Blundell Prism, W-B 444, Oxford University Press, 1923; Jacobsen, Thorkild: The Sumerian King List, Oriental Institute, Assyriological Studies 11, University of Chicago Press, 1939, Seiten 70 ff.; Jacobsen, Thorkild: The Harps that Once... Sumerian Poetry in Translation, Yale University Press, London 1987, Pages 345-355; Johns, Claude Hermann Walter: Ancient Babylonia, Cambridge University Press 1913, Page 29; Horne, Charles F.: The Sacred Books And Early Literature of the East, Volume I, Babylonia and Assyria, Parke Austin Lipscomb Inc., London 1917, Page 31.

II. Die Stadt Uruk ab etwa 2460 v. Chr.2

1. Enschakuschana war um etwa 2460 v. Chr. der Herrscher von Sumer und der König des Landes gewesen. Er besiegte Hatanisch, den König von Hamazi, und errang dadurch die Königsherrschaft über Sumer. Dann zerstörte Enschakuschana im Auftrag der Götter die Stadt Kisch und nahm Enbi-eschtar, den König von Kisch, gefangen. Enschakuschana besiegte den König von Kisch und den König von Akschak, plünderte ihre Städte und diktierte ihnen die Friedensbedingungen. Ihre wertvollen Metalle, „Lapis Lazuli“, Hölzer und Schätze brachte der König von Uruk zum Gott Enlil in die Stadt Nippur, die er ebenfalls erobern konnte.

2. Der Göttervater Enlil ließ seine Gunst dem Lugalkiginedudu zukommen und machte ihn um etwa 2400 v. Chr. zum Herrscher über die Städte Uruk und Ur. Zu jener Zeit als Enmetena den Emuschtempel bauen ließ, da begründeten Enmetena, der König von Lagasch, und Lugalkiginedudu, der König von Uruk, ihre Bruderschaft. Der Nachfolger des Lugalkiginedudu war Argandea, der schließlich von Urnane, dem König von Ur, besiegt wurde. Die Königsherrschaft über Sumer wurde so an die Stadt Ur übergeben. Danach hielten noch die Städte Adab, Mari, Akschak und Kisch die Königsherrschaft über Sumer inne, bevor sie wieder der Stadt Uruk unter dem Herrscher Lugalzagesi zufiel.

2. RIME 1.14.17.01, ex. 01; RIME 1.09.05.03, ex. 30; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Page 10; Hamblin, William J.: Warfare in the Ancient Near East to 1600 BC, Taylor & Francis e-Library 2006, Page 64; Jacobsen, Thorkild: The Sumerian King List, Oriental Institute, Assyriological Studies 11, University of Chicago Press, 1939, Seiten 70 ff.

III. Die Stadt Ebla ab etwa 2400 v. Chr.3

1. Um etwa 2400 v. Chr. hatte Igrisch-halam, der König von Ebla, die Stadt Ebla unter seine Kontrolle gebracht und deren Herrschaftsgebiet auf das nordwestliche Land von Sumer ausgedehnt. Irkabdamu war ab etwa 2380 v. Chr. sein Nachfolger auf dem Thron von Ebla gewesen. Er vergrößerte die Söldnerarmee der Stadt Ebla und ging vertiefte wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen mit den Nachbarstaaten ein. Insbesondere unterhielt Irkabdamu mit dem Land von Hamazi ein Freundschafts- und Handelsbündnis.

2. Ein Freundschafts- und Austauschvertrag zwischen Ebla und Hamazi: „So spricht Ibubu, der Palastverwalter des Königs von Ebla, zu dem Abgesandten von Hamazi: Du bist mein Bruder und ich bin dein Bruder. Welchen Wunsch auch immer du haben magst, er sei dir erfüllt. Ebenso hast auch du unseren Wunsch erfüllt und hervorragende Maultiere geliefert. Ob der Bruderschaft zwischen Ebla und Hamazi gibt Ibubu dem Gesandten von Hamazi die versprochenen Baumstämme und zwei Räder aus Buchsbaumholz. Irkabdamu, der König von Ebla, ist der Bruder des Zizi, des Königs von Hamazi. Zizi, der König von Hamazi, ist der Bruder des Irkabdamu, des Königs von Ebla. Tiral der Schreiber: Diese Tafel habe ich dem Abgesandten des Zizi übergeben.“

3. Ein Staatsvertrag zwischen Irkabdamu von Ebla und Tischalim von Emar: „Alle Felder der Städte Irpesch und Gurakul hat Irkabdamu, der König von Ebla, Tischalim, dem König von Emar, gegeben. Von heute an gehören nach dieser Vereinbarung die Felder dem Land von Emar. Der Landeigentümer hat die dortigen Einwohner zu versorgen, um so seinen Beitrag zu leisten. Die Menschen dieses Landes stützen sich von nun an auf Tischalim und werden zukünftig Einwohner des Landes von Emar sein. Der Abgesandte des Königs von Ebla lässt seine Kaufleute nicht in den Städten des Tischalim Handel treiben. Der Abgesandte des Tischalim lässt seine Kaufleute in den Städten des Königs von Ebla keinen Handel treiben. Der König von Ebla hat die Felder übertragen und er wird die Untertanen dem Tischalim aushändigen.“

4. Als Arenum um etwa 2350 v. Chr. zum König von Ebla gekrönt geworden war, da schickte er seinen General Enadagan mit einem Heer gegen Iblulil, den König von Mari, aus. Die Truppen von Ebla eroberten das Land von Mari. Iblulil, der König von Mari, musste Gold und Silber als Tribut an die Stadt Ebla zahlen. Enadagan erhielt die Aufsicht über das Land von Mari. Doch dann kam Sargon von Akkad, der bereits das Land von Sumer erobert und unterworfen hatte. Der König von Akkad warf sich vor dem Gott Dagan nieder, so dass dieser dem Sargon das Obere Land samt der Städte Mari, Jarmuti und Elam bis zum Zedernwald im Libanon und bis zum silbernen Taurusgebirge gab. Sargon nahm zunächst die Länder von Assur und Mari ein. Danach unterwarf er das Land von Ebla und belegte es mit Tributzahlungen.

5. In der Folgezeit übernahm Ebrum, ein mächtiger Nobelmann, ab etwa 2310 v. Chr. die Königsherrschaft von Ebla. Gegen Ende der Herrschaftszeit des Sargon von Akkad machte sich Ebrum, der König von Ebla, an das Werk, die Herrschaftsmacht von Ebla erneut auszudehnen. Er eroberte Mari und setzte dort seinen Sohn Schuradamu als Vasallenkönig ein. Mit Tudija, dem König von Assyrien, schloss Ebrum, der König von Ebla, einen Handelsvertrag ab, in dem die Gründung und Ausgestaltung einer Handelskolonie mit dem Namen „Korum“ festgelegt wurde. Im Norden erstreckte sich das Reich von Ebla bis nach Hamath. Darüber hinaus führte die Stadt Ebla Handelsbeziehungen mit den Städten Kanesch und Hattuscha. Ab etwa 2280 v. Chr. war Ibbisipisch, der Sohn des Ebrum, der König von Ebla gewesen. Er schloss einen Staatsvertrag mit der Stadt Aleppo ab und schlug eine Revolte seiner Untertanen nieder.

6. Ein Staatsvertrag zwischen Städten Ebla und Abarsal: „Wer auch immer den König, die Götter oder das Land verflucht, soll sterben. Wer aus dem Grenzland von Abarsal in das Land von Ebla eindringt, um das Land oder dessen Einwohner in Besitz zu nehmen, soll sterben. Wer aus dem Grenzland von Ebla in das Land von Abarsal eindringt, um das Land oder dessen Einwohner in Besitz zu nehmen, soll sterben... Ankommende Abgesandte, die bis zu 10 Tage an ihrem Bestimmungsort verweilen, sollen sich von ihrem eigenen Reiseproviant ernähren. Falls die Abgesandten dort länger verweilen sollten, müssen sie versorgt werden... Abgesandte, die ein Geschenk erhalten haben, sollen keinen Proviant für die Rückreise erhalten... So spricht der König von Ebla zum König von Abarsal: „Ohne meine Erlaubnis wirst du niemanden in mein Land einreisen lassen. Wenn du dagegen verstößt, dann wird dies bestraft werden, es sei denn, dass ich nachträglich eine Reiseerlaubnis erteile. Wenn jemand über mich schlecht redet, dann teile es mir mit. Du brauchst mich nur dann nicht zu informieren, wenn du weit entfernt unterwegs bist. Ansonsten bist du dazu unter Strafe verpflichtet.“ Ebla darf im Land von Abarsal Handel treiben, während Abarsal nicht im Land von Ebla Handel treiben darf. Abarsal muss den Kaufleuten aus Ebla sicheres Geleit gewähren. Die Stadt Ebla gewährt den Kaufleuten aus Abarsal sicheres Geleit durch das Territorium von Ebla. Wenn jemand aus Abarsal eine Person aus Ebla an den Feiertagen im Monat Isi im Kampf tötet, dann soll er 50 Ram als Strafe zahlen. Wenn jemand aus Ebla eine Person aus Abarsal an den Feiertagen im Monat Isi im Kampf tötet, dann soll er 50 Ram als Strafe zahlen...“

3. Milano, Lucio: Ebla, A Third-Millennium City-State in Ancient Syria, J. M. Sasson: Civilizations of the Ancient Near East II, Charles Scribner's Sons, New York 1995, Pages 1219–1230; Janowski, Bernd und Wilhelm, Gernot: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Band 3 Briefe, Gütersloher Verlagshaus, Random House GmbH, 1. Auflage 2006, Seite 3; Gordon, Cyrus H. and Rendsburg, Gary A.: Ebla, Eblaitica: Essays on the Ebla Archives and Eblaite Language, Volume 4, Eisenbrauns 2002, Page 68; Pettinato, Giovanni: Archives of Ebla, An Empire Inscribed in Clay, Doubleday, 1St Edition edition, September 1981; Matthiae, Paolo: Ebla, An Empire Rediscovered, Joukowsky Inst. for Arch & the Ancient World, 1st ed edition, December 1980.

IV. Die Stadt Lagasch ab etwa 2480 v. Chr.4

1. Urnansche, der Sohn des Gunidu von Gursar, war ab etwa 2480 v. Chr. der König von Lagasch gewesen. Er ließ den Bagaratempel aus gebackenen Ziegeln erbauen. Der Tempel und der Schrein hießen „Bagara der Gerechtigkeit“. Desweiteren erbaute er den Ibgalschrein, den Tempel der Göttin Nansche, die Befestigungen von Girsu und Kimir, den Tempel der Gottheit Gatmudug, die Befestigungsanlagen von Tirasch, Ningar, Edam und Absue sowie den Tempel der Gottheit Ninmarki und die Stadtmauer von Lagasch. Außerdem ließ er den Saman- und den Asuhurkanal graben. Als Feldherr von Lagasch führte Urnansche Krieg gegen die Könige von Ur und Umma. Der Herrscher von Lagasch besiegte den Herrscher von Ur und nahm dessen Kommandeure Amabarasi, Kischibgal und Papursag, den Sohn des Uu, gefangen. Sodann besiegte er Pabilgaltuk, den Herrscher von Umma, und nahm diesen und dessen Kommandeure Lupad, Bilala und Urpusag sowie Hursagschemah, den obersten Händler, gefangen.

2. Akurgal, der Sohn des Urnansche, war ab etwa 2450 v. Chr. der König von Lagasch gewesen. Er belegte die Stadt Umma für das von der Stadt Lagasch gelieferte Getreide von den Feldern Guedenas mit hohen Abgaben, die die Staatskasse von Umma sehr belasteten. Der Herrscher von Umma war darüber erzürnt und annektierte daraufhin die fruchtbaren Felder von Guedena, die Mesilim, der König von Kisch, einst der Stadt Lagasch zugewiesenen hatte. Enlil, der König aller Länder und der Vater aller Götter, hatte nämlich die Grenze zwischen Ningirsu, dem Gott des Königreichs Lagasch, und Schara, dem Gott des Königreichs Umma, festgelegt. Mesilim, der König der Stadt Kisch, die unter der Herrschaft der Göttin Ischtar stand, ließ deshalb das Feld vermessen und den Grenzstein setzen. Usk, der Herrscher von Umma, handelte aber überheblich, als er den Grenzstein entfernte und in die Ebene von Lagasch einmarschierte. In der Folge kam es zwischen den beiden Städten, Lagasch und Umma, über die von Umma besetzten Felder von Guedena zum Streit. Der Gott der Stadt Lagasch, Ningirsu, forderte seine Felder zurück. Ningirsu, der Krieger des Enlil, führte deshalb unter dessen gerechtem Kommando Krieg gegen Umma.

3. Ningirsu war der Krieger des Obergottes Enlil. Er pflanzte die kriegerischen Fähigkeiten dem Eanatum ein. Der Gott Enki gab ihm Weisheit. Die Göttin Inanna nahm Eanatum an die Hand und nannte ihn „Eanainannaibgalkakaatum“. Sie setzte ihn auf den Schoß der Göttin Ninhursag, die ihn mit ihrer Brust stillte. Eanatum stand in der Gunst der mächtigen Göttin Nansche, die die fremden Länder dem Stattgott Ningirsu unterwarf. Als seine Zeit schließlich gekommen war, gab ihm Ningirsu um etwa 2430 v. Chr. die Königsherrschaft über Lagasch. In einem Traum sagte Ningirsu zu Eanatum: „Selbst die Stadt Kisch, mit ihrer heiligen Königsherrschaft, musste die Stadt Umma freigeben. Der Sonnengott wird deinen Anspruch erleuchten und eine Krone wird dein Haupt schmücken. O Eanatum, du wirst die Feinde aus Umma vernichten. Der Begräbnisberg iher Leichen wird bis in den Himmel reichen. Die Einwohner von Umma werden sich gegen ihren König erheben und dieser wird in seiner eigen Stadt getötet werden.“ Daraufhin warf Eanatum dem Herrscher von Umma vor, dass dieser sich mit anderen Herrschern zum Krieg gegen die Stadt Lagasch verbünden und die Felder von Guedena, welche dem Gott Ningirsu heilig seien, schänden würde. Deshalb werde er, Eanatum, die Stadt Umma in diesem Krieg niederringen. Eanatum zog aus, um gegen Enakale, den Herrscher von Umma, und gegen dessen Truppen zu kämpfen. Mit einem eselbespannten Streitwagen führte er sein Heer auf dem Marsch nach Umma an und stieg vor dem Kampf von diesem ab, um sich zu Fuß seiner Phalanx anzuschließen, die die Soldaten der Stadt Umma niederstreckte und über deren toten Körper hinwegstieg. Im Kampfgeschehen traf den Eanatum ein Pfeil ins Auge. Mit einem lauten Schrei brach er den Schaft des Pfeiles ab und ließ die Stadt Umma im Sturm einnehmen. Eanatum überlebte seine Verletzung, denn er war ein gerechter Mann. Nach dem Sieg ließ er die Grenzen zu Umma erneut vermessen und den Grenzstein festsetzen. Dadurch wurden die Felder von Guedena an den Gott Ningirsu zurückgeführt. Im Emahtempel der Göttin Nansche ließ Eanatum eine Stele errichten. Dem Herrscher von Umma gab er das große Kriegsnetz des Gottes Enlil und ließ ihn folgenden Eid schwören: „Bei dem Leben des Gottes Enlil, dem König des Himmels und der Erde, trete ich die Felder des Gottes Ningirsu an die Stadt Lagasch ab und werde die Grenze zwischen den Städten Umma und Lagasch anerkennen sowie die Grenzsteine nicht mehr versetzen. Sollte ich dem zuwiderhandeln, so möge sich das Kriegsnetz des Gottes Enlil, des Königs des Himmels und der Erde, auf Umma herniedersenken.“ Daraufhin opferte Eanatum zwei Tauben und erbat von Enlil, dass, wann immer ein Herrscher von Umma diese Vereinbarung brechen sollte, das Kriegsnetz auf Umma herabfallen möge. Eanatum ließ den Grenzkanal vom Nunkanal bis zu den Feldern von Guedena ausbauen. Die Länge betrug etwa 1.290 Meter. Ein besitzloses Feld legte er an der Grenze zum Königreich Umma als Pufferzone an. Weiterhin besiegte Eanatum, der König von Lagasch, die Länder von Elam und Schubar, die auch als Länder des Holzes und der Schätze bezeichnet wurden. Die Elamiter konnte er in ihr eigenes Land zurückdrängen. Eanatum tötete Susa, den Herrscher von Urua, der mit der Standarte seiner Stadt an der Spitze seines Heeres stand. Die Stadt Urua ließ er zerstören. Die Städte Uruk, Ur, Kiutu und Mischime mussten sich ihm beugen. Als Zuzu, der König von Akschak, die Stadt Lagasch angriff, da schlug ihn Eanatum zurück und zerstörte daraufhin die Stadt Akschak. In gemeinsamer Anstrengung griffen dann die Könige von Elam, Schubar und Urua das Land von Lagasch an. Sie wurden aber von dem Heer von Lagasch am Asuhurkanal besiegt. Schließlich besiegte Eanatum eine Koalition der Könige von Kisch, Akschak und Mari auf dem Feld von Anatasura.

4. Enanatum, der Sohn des Akurgal und der geliebte Bruder des Eanatum, war ab etwa 2420 v. Chr. der Herrscher von Lagasch gewesen. Er ließ den Ibgalschrein für die Göttin Inanna ausbauen und erhob den Tempel der Eana, welcher mit Gold und Silber ausgekleidet worden war, zum ersten im ganzen Land. Außerdem ließ er den Palast von Urukug für den Gott Hendursag errichten, der ebenfalls mit Gold und Silber ausgekleidet wurde. Als Enlil dem Ningirsu die Kontrolle über die Stadt Umma zuteilte, da lag die Verantwortung in der Hand des Enanatum. Umma bezog 518.400 Liter Gerste von Lagasch und wollte diese nicht bezahlen. Stattdessen rekrutierte Urluma, der Herrscher von Umma, Soldaten aus fremden Ländern und rückte in das Land des Ningirsu, des Gottes von Lagasch, ein. Urluma reklamierte das Gebiet von Antasura für sich und wollte dessen Reichtümer ausbeuten. Er ließ die Grenzkanäle des Ningirsu fluten, die Grenzsteine herausreißen und die Schreine der Götter, die bei Namnundakigara errichtet worden waren, zerstören. Am Hügel von Urgiga stellte er seine Truppen auf. Im Ärger entgegnete Ningirsu dem Urluma, dass Antasura sein Eigentum sei und dass derjenige, der sich in seinem Heiligsten befinde, nicht die Waffen gegen Enanatum, seinen mächtigen Vasallen, erheben solle. Nach der Schlacht auf dem heiligen Feld des Gottes Ningirsu bei Urgiga vertrieb Enanatum den Urluma aus dem Land des Ningirsu.

5. Enmetena, der geliebte Sohn des Enanatum, war ab etwa 2400 v. Chr. der Herrscher von Lagasch gewesen. Er vernichtete schließlich Urluma, den König von Umma, und besiegelte dessen Schicksal, indem er die Truppen und die 60 Streitwagen des Urluma besiegte. Enmetena konnte den Urluma auf der Flucht einholen und in dessen Land töten. Daraufhin ergriff Il, der hohe Verwalter des Tempels der Stadt Zabalam, die Herrschaft in Umma. Er zahlte für die von Lagasch erhaltene Gerste lediglich einen Teilbetrag zurück. Den Repräsentanten von Lagasch teilte er aber mit, dass er die Grenzkanäle von Ningirsu und Nansche als Eigentum der Stadt Umma ansehe und dass er die Grenzlinie von Antasura nach Edimgalabzu verlagere. Dies würden die Götter Enlil und Ninhursag aber nicht zulassen. Enmetena, der Herrscher von Lagasch, dessen Name ihm von Ningirsu gegeben worden war, hatte auf Geheiß der Götter Enlil, Ningirsu und Nansche einen Grenzkanal vom Tigris bis zum Nunkanal gebaut. Das Fundament von Namnundakigara hatte er als Gabe für Ningirsu aus Stein errichtet. Il, der Herrscher von Umma, überschritt jedoch die Grenzkanäle und nahm die dahinter liegenden Felder mit Gewalt in seinen Besitz. Daraufhin folgte ein bewaffneter Konflikt zwischen den Städten Umma und Lagasch, aus dem Enmetena siegreich hervorging. Außerdem nahm der König von Lagasch die Verpflichtungen von den Einwohnern der Städte Uruk, Larsa und Patibira entgegen. Er stellte die Herrschaft der Göttin Inanna über Uruk, des Gottes Utu über Larsa und des Gottes Lugalemusch über den Emuschtempel in der Stadt Patibira wieder her.

6. Von Enanatum, dem Sohn und Thronfolger des Enmetena, übernahm Enentarzi, ein Priester des Gottes Ningirsu, um etwa 2380 v. Chr. die Königsherrschaft der Stadt Lagasch. Während der Königsherrschaft des Enentarzi kämpfte Luenna, der Tempelverwalter, gegen 600 Elamiter, die die Stadt Lagasch plünderten und die Beute von Lagasch nach Elam bringen wollten. Luenna besiegte die Elamiter und nahm 560 von ihnen gefangen. Die Gefangenen wurden zur Stadt Eninmar gebracht. Luenna konnte 5 Schiffe aus reinem Silber, 20 ..., 5 königliche Gewänder und 15 Tierfelle zurückgewinnen.

7. Lugalanda war der Sohn eines hohen Priesters von Lagasch. Durch die Unterstützung eines Teils der Priesterschaft konnte er sich den Thron von Lagasch um etwa 2375 v. Chr. sichern. Er verheiratete sich mit Baranamtarra, der Tochter eines Großgrundbesitzers, der Handelsbeziehungen zur Königin von Adab pflegte. Während der Herrschaftszeit des Lugalanda besaß der oberste Bootsbetreiber die Boote und erwirtschaftete den Profit in seine Taschen. Dem obersten Hirten gehörten die Esel und Schafe, von denen er lebte. Der oberste Fischer besaß die Wasserstellen. Der hohe Priester legte die Abgaben fest, die in Gerste gezahlt wurden. Die Tempelochsen der Götter pflügten die Gärten und Felder des Herrschers. Die Gärten und Felder des Herrschers waren einst die besten Felder der Götter gewesen. Esel und Ochsen wurden den Priestern weggenommen und ihre Gersterationen von den Beamten des Herrschers verwaltet. Die Priester aber durften im Garten eines rechtschaffenden Menschen einen Baum abholzen oder dessen Früchte davontragen. Wenn ein verstorbener Mann in einem Grab beigesetzt werden sollte, dann mussten die Angehörigen in seinem Namen 7 Krüge mit Bier und 420 Brotleibe als Tribut entrichten. Ein Emuschpriester erhielt einen halben Gur an Gerste, ein Gewand, einen Turban und ein Bett. Sein Messdiener erhielt ein Viertel eines Gurs an Gerste... Der Arbeiter hingegen musste sein Brot erbetteln. Die Jugend wurde gezwungen in den Azarla zu arbeiten. Die Häuser und Felder des Herrschers, seiner Frau und seiner Kinder versorgten lediglich die herrschende Schicht. Von Grenze zu Grenze waren die Richterpriester unterwegs, um die Regeln des Herrschers durchzusetzen.

8.1. Als der Gott Ningirsu, der Krieger des Obergottes Enlil, dem Urukagina um etwa 2370 v. Chr. die Herrschaft über die Stadt Lagasch anvertraute, indem er ihn aus der Bevölkerung erhob, da trug er ihm auf, dem heiligen Weg des Glaubens der vergangenen Tage wieder zu folgen. Urukagina stürzte Lugalanda in einem Bürgerkrieg vom Thron und festigte dadurch seine Herrschaftsmacht. Danach handelte er entsprechend der Vorgaben der heiligen Gottheit Ningirsu. Zunächst ließ Urukagina den obersten Bootsinhaber, den obersten Hirten und den obersten Fischer aus ihren Positionen entfernen und er nahm ihnen die Boote, Esel, Schafe und Wasserstellen weg. Dem hohen Priester entzog er das Recht, die Gerste in den Lagerhäusern abzuwiegen. Diejenigen Palastbeamten, die von den Priestern die Ilsteuer eingetrieben hatten, entließ Urukagina zugunsten neuer, nicht korrupter Palastbeamter. Die Häuser und Felder des Herrschers wurden wieder an den Gott Ningirsu, die der Frau des Herrschers an die Göttin Bau und die seiner Kinder an den Gott Schulschaggama zurückgeführt. Wenn ein verstorbener Mann in einem Grab beigesetzt wurde, dann mussten die Angehörigen lediglich 3 Krüge mit Bier und 80 Brotleibe als Tribut entrichten. Die Emuschpriester erhielten ein Bett und einen Turban. Ihre Messdiener bekamen ein Achtel eines Gurs an Gerste. Die Jugend musste nicht mehr in den Azarla arbeiten. Der Arbeiter musste nicht mehr nach Brot betteln. Die Priester drangen nicht mehr in die Gärten rechtschaffener Menschen ein. Urukagina legte fest, dass bei der Geburt eines guten Esels zugunsten eines Untergebenen, sein Herr ihn nicht dazu zwingen dürfe, diesen an den Herrn zu verkaufen. Dies galt ebenfalls für den Verkauf von Häusern und Grundstücken. Der neue König von Lagasch, der Beschützer der Witwen und Waisen, befreite die Bürger seiner Stadt von dem Joch der Herrschaft des Lugalanda.

8.2. Der Fluch des Urukagina gegen Lugalzagesi: „Der Herrscher von Umma hat Lagasch geplündert und damit eine Sünde gegenüber dem Gott Ningirsu begangen. Die Hand, die er gegen ihn erhoben hat, wird abgeschlagen werden! Dies ist keine Sünde des Urukagina, des Königs von Girsu. Möge Nisaba, der Gott des Lugalzagesi, des Herrschers von Umma, ihm die gerechte Strafe für seine Sünde auferlegen.“

4. RIME 1.09.01.02, ex. 01; RIME 1.09.01.06b, ex. 01; RIME 1.09.03.01, ex. 01; RIME 1.09.03.05, ex. 01; RIME 1.09.03.05, ex. 02; RIME 1.09.03.06, ex. 01; RIME 1.09.03.06, ex. 02; RIME 1.09.04.02, ex. 01; RIME 1.09.05.01, ex. 01; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Pages 11-15; Edzard, Dietz-Otto: Geschichte Mesopotamiens, C.H.Beck, München 2004, Seiten 54 f.; Hamblin, William J.: Warfare in the Ancient Near East to 1600 BC, Taylor & Francis e-Library 2006, Pages 52-54, 61; Diakonoff, I. M.: Early Antiquity, The Univerity of Chicago Press, London 1991, Page 82; Kramer, Samuel Noah: The Sumerians, The Univerity of Chicago Press, London 1963, Appendix F (Letter of Luenna to Enentarzi); Uhlig, Helmut: Die Summerer, Ein Volk am Anfang der Geschichte, Lübbe, Bergisch Gladbach, 1. Auflage 1992, Seite 211; Del Monte, Giuseppe: Iscrizioni Reali Dal Vicino Oriente Antico, Univerita di Pisa 2004, Pagine 6-9.

V. Der Herrscher Lugalzagesi ab etwa 2365 v. Chr.5

Lugalzagesi war der König von Uruk und der König des Landes sowie der Priester der Gottheiten An und Nisaba gewesen. Sein Vater Uu hatte die Herrschaft über Umma inne. Als Enlil, der König allen Landes, dem Lugalzagesi die Königsherrschaft über das Land gab, da legte dieser es vor dessen Füße und unterwarf alles Land vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Er unterwarf die Stadt Kisch, die zunächst von Urzababa und später von Nannija beherrscht wurde. Ebenso besiegte er Urukagina, den König der Stadt Lagasch. Dieser konnte den König von Uruk zunächst noch an der Stadtmauer von Girsu abwehren. Lugalzagesi musste sich deshalb in seine Stadt zurückziehen, griff aber erneut das Land von Lagasch an und nahm die Hauptstadt Lagasch ein. Den Ekibira- und den Antasuratempel brannte der Herrscher von Uruk nieder. Die Tempel der Stadt und der Tiraschpalast wurden geplündert. Ur, Nippur und Larsa mussten sich dem Lugalzagesi beugen. Dessen Land erstreckte sich vom Unteren Meer, entlang der Flüsse Tigris und Euphrat, bis hin zum Oberen Meer. Vom Osten bis zum Westen hatte Lugalzagesi keinen Rivalen. Das Land erblühte unter seiner Herrschaft und alle waren glücklich. Die anderen Könige und Herrscher von Sumer kamen nach Uruk an den Hof des Lugalzagesi und zollten ihm Tribut. Die Bevölkerung vermehrte sich rasch und lebte auf gutem Land.

5. Hamblin, William J.: Warfare in the Ancient Near East to 1600 BC, Taylor & Francis e-Library 2006, Pages 65 f.; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Page 15.

VI. Der Herrscher Sargon von Akkad ab etwa 2340 v. Chr.6

1. Der Aufstieg des Sargon von Akkad

1.1. Sargon der Große war der mächtige König der Stadt Akkad gewesen. Seine Mutter war eine Hohe Priesterin. Sein Vater hieß La-ibum, den er aber nicht näher kannte. Der Bruder seines Vaters lebte in den Bergen. Seine Geburtsstadt war Azupiranu, die am Ufer des Euphrats lag. Seine Mutter, die Hohe Priesterin, überzeugte Sargon davon, dass sie ihn im Geheimen geboren hatte. Sie hatte ihren Säugling in einen Gärtenkorb gelegt, die Öffnungen mit Bitumen verschlossen und in das Wasser des Flusses ausgesetzt.

1.2. Sargon war aber nicht im Fluss ertrunken. Der Fluss trug ihn vielmehr zu Akki, dem Wasserverteiler. Akki zog das Kind mit seinem Eimer aus dem Fluss heraus und erzog es als seinen eigenen Sohn. Zunächst war Sargon als Gärtner beschäftigt gewesen, der unter der Liebe der Göttin Ischtar stand. Dann hatte ihn Urzababa, der König von Kisch, der sich, wie einst der Gott Utu, über die Stadt Kisch erhoben und diese wieder lebenswert gemacht hatte, zum Kammerdiener ernannt. Doch der König von Kisch wurde krank. Er musste ständig unkontrolliert urinieren und sein Urin enthielt Blut. Im Verdacht hatte Urzababa seinen Kammerdiener Sargon. Dieser servierte ihm nämlich die Getränke, die mit Gift vermischt sein konnten. Deshalb ließ er den Belischtikal kommen und gab ihm die Anweisung, seinen Kammerdiener Sargon aus dem Weg zu räumen. In einer Mulde in Esikil sollte er den Sargon verscharren, wenn dieser ihm einen bronzenen Handspiegel überbringe. Doch Sargon ging nicht in die Falle und kehrte zum Palast zurück. Dies machte Urzababa große Angst. Als nächstes schickte der König von Kisch seinen Kammerdiener mit einer Botschaft zum Herrscher Lugalzagesi nach Uruk. In der Botschaft, die auf eine Steintafel geschrieben worden war, wurde Lugalzagesi aufgefordert, den Sargon als Überbringer der Nachricht zu töten. Doch dieser entkam auch dem erneuten Anschlagsversuch.

1.3. Nachdem Urzababa gestorben war, erhoben die Götter den Sargon zum König über das Land von Sumer und Akkad, das er für viele Jahre beherrschte. Er regierte die Menschen mit den schwarzen Köpfen, welche im Euphrattal wohnten. Mit Bronzewerkzeugen ließ Sargon in den mächtigen Bergen graben, deren Gipfel er erkletterte. Er marschierte durch Hügellandschaften und segelte dreimal zu den Seeländern hin, die er belagerte. Das Land von Dilmun unterwarf sich ihm. Sargon hatte den Wunsch gehabt, dass seine Nachfolger viele Jahre über die Menschen mit den schwarzen Köpfen regieren, mit Bronzewerkzeugen in den mächtigen Bergen graben, deren Gipfel erklettern, durch die Hügellandschaften marschieren und dreimal die Länder der See belagern mögen.

2. Die Eroberungsfeldzüge des Sargon von Akkad

2.1. Im 25. Regentenjahr des Lugalzagesi kam es zur kriegerischen Auseinandersetzung mit Sargon von Akkad. Sargon, der König von Akkad und von Kisch, der Herrscher über das Land und der Vasall des Enlil, führte Krieg gegen die Stadt Uruk und gegen dessen fünfzig Vasallenstaaten. Nachdem Sargon die Stadtmauer von Uruk zerstört hatte, nahm er die Stadt im Sturm ein. Seine Truppen kämpften mit den Soldaten von Uruk und vernichteten sie. Sargon nahm den Lugalzagesi, welcher zu jener Zeit der König von Uruk gewesen war, gefangen und führte ihn in Fesseln durch das Tor des Enlil. Der König von Akkad führte außerdem Krieg gegen die Stadt Ur. Er besiegte die Soldaten von Ur, zerschmetterte die Stadt und schliff ihre Stadtmauer. Weiterhin ließ Sargon die Stadtmauer von Enimnar niederreißen und die Stadt verwüsten. Danach besiegte der König von Akkad die Soldaten der Stadt Umma. Er ließ die Stadtmauer von Umma schleifen. Das ganze Land, von der Stadt Lagasch bis zum Unteren Meer, wurde von Sargon erobert und er reinigte seine Waffen in dem Wasser des Meeres.

2.2. Die Stadt Kisch ließ Sargon, der König von Akkad, an ihrem alten Platz aufrichten und gab sie ihren Einwohnern zurück. Kein Gegner konnte dem Sargon und seinen 5.400 Soldaten widerstehen. Seine Soldaten aßen täglich vor ihm. Als Hauptstadt ließ er die Stadt Akkad errichten. Die Göttin Inanna erhielt ihren Thron in der Stadt Ulmasch. Sie sorgte dafür, dass in der Stadt Akkad die Lagerhäuser gebaut und gefüllt sowie die Häuser der Einwohner hochgezogen wurden. In Akkad gab es alles im Überfluss und die Bevölkerung war zufrieden und feierte. Gäste kamen von fern in die Stadt Akkad, aus Dilmun, Magan und Meluhha sowie aus vielen anderen Ländern. Sie waren über das Glück der Stadt sehr erfreut.

2.3. Sargon, dem König von Akkad, dem die Göttin Ischtar die königlichen Insignien verliehen hatte, stand weder Gegner noch Feind entgegen. Sein Glanz erfasste die ganze Welt. Als die Schleier der Wolken den Halbmond verdeckten, da war es für Sargon an der Zeit gewesen, gegen das Land von Elam zu marschieren und dessen Menschen zu unterwerfen. Indem der König von Akkad die Menschen von Elam vom Getreidenachschub abschnitt, brachte er sie in große Not und konnte so das Land erobern. Er unterwarf das Land der Suediner, nachdem ihre Armee vernichtet worden war. Auch zog Sargon gegen die Stadt Kazallu aus und verwandelte diese in Ruinen. Als Kastubila, der aus dem Land von Kazallu stammte, sich gegen den König von Akkad erhoben hatte, da vernichtete dieser dessen Heer. Sargon zerschmetterte die Stadt Kazallu zu Staub und Asche. Er zerstörte alles und überließ selbst den Vögeln keinen Nistplatz mehr.

2.4. Sargon, der König von Akkad, zog gegen das Land von Schimurrum aus und verwüstete es. Die Städte Urua, Mari, Jarmuti und Ebla standen vor Sargon, dem König des Landes, nachdem er diese Länder unterworfen hatte. Auch die Seeländer, die Phönikier, mussten sich ihm unterwarfen. Der König von Akkad eroberte die vier Erdteile und vergrößerte seinen Palast der Freuden, den er das Haus von Kiamizallik nannte. Er überquerte das Meer des Ostens. Drei Jahre lang fuhr Sargon die Seeländer an, um sie in sein Reich einzugliedern. Im elften Jahr seiner Herrschaft unterwarf er vollständig das Land im Westen bis hoch zum Zedernwald und Silbergebirge. Sargon vereinigte dies alles und sein Abbild gelangte so nach Westen. Er machte große Beute, setzte seine Söhne als Obacht ein und beherrschte dadurch die Welt.

2.5. Sargon, der König von Akkad, versammelte seine Krieger mitten in der Stadt Akkad in seinem Palast. In voller Bewaffnung trat er vor sie hin und sprach zu ihnen: „Meine Krieger, lasst uns in das Land von Kanesch ziehen...“ Seine Soldaten hielten ihm aber folgendes entgegen, das durch ihren Sprecher kundgetan wurde: „Der Weg, mein Herrscher, den ihr zu nehmen gedenkt, ist schwierig und gefährlich. Der Weg zur Stadt Puruschanda ist 20 Kilometer lang. Wann werden wir rasten, um unsere müden Arme und Beine auszuruhen?“ Der oberste Gesandte der Kaufleute trat hervor und wandte sich mit folgenden Worten bittend an Sargon, den König der Welt: „Komme zu uns, Sargon, mit deiner Streitmacht! Welche Gefahr für Akkad geht noch von der Stadt Kisch aus? Uns aber greift der Feind an und wir sind keine Krieger. Die Kosten für die Versorgung deiner Truppen auf dem Weg zu uns werden wir übernehmen. Deine Krieger sollen mit dem Gold und Silber des Feindes belohnt werden. Herr, wir werden gehen, denn Verrat wird an diesem Orte begangen, an dem dein Gott Zababa verweilt.“ Die Kaufleute versammelten sich und betraten den Palast. Sie wandten sich aber nicht direkt gegen die Soldaten. Sargon entschied sich trotz der schwierigen Verhältnisse des Terrains und der Entfernung dafür, den Kaufleuten zu helfen, und antwortete ihnen: „Lasst uns die Tapferkeit von Puruschanda, welche so gepriesen wird, überprüfen! In welche Richtung müssen wir ausziehen, welche Berge müssen wir überwinden?“ Der Sprecher der Soldaten trat hervor und entgegnete ihm: „Der Weg nach Puruschanda ist schwierig und gefährlich. Er ist lang. Dazwischen liegt der große Berg mit dem Geröll, in welchem Gold zu finden ist. Bäume und Dornenbüsche haben sich dort zu einem dichten, schwer zu durchdringenden Wald vereint.“ Zur gleichen Zeit sprach Nurdaggal, der König von Puruschanda, zu seinen Soldaten: „Sargon hat uns noch nicht angegriffen. Mögen der Fluss und seine Strömung ihn davon abhalten. Mögen ihn der mächtige Berg und das dichte Gestrüpp des Waldes davon abbringen.“ Seine Soldaten antworteten ihm: „Welcher von den anderen Königen, jetzt und in der Vergangenheit, kam zu uns und hat unser Land gesehen?“ Nurdaggal war mit seinen Verteidigungsvorbereitungen noch nicht fertig gewesen, da hatte Sargon die Stadt von Puruschanda bereits umzingelt gehabt. Sargon ließ die Stadttore herausreißen, die Stadtmauer einreißen und die Stadt im Sturm einnehmen. Die Krieger des Nurdaggal, die noch vom nächtlichen Gelage betrunken gewesen waren, wurden niedergestreckt. Sargon bestieg sodann den Thron von Puruschanda und wurde mit der Krone aus kostbaren Steinen gekrönt. Nurdaggal wurde vor Sargon von Akkad gebracht und verbeugte sich vor ihm. 55 Beamte umgaben den neuen König der Stadt. Sargon, der König, saß auf dem goldenen Thron wie ein Gott. Nurdaggal wurde vor Sargon gesetzt und dieser sprach zu ihm: „Komme zu mir, Nurdaggal, du von Enlil Gesegneter. Wie konntest du zu deinen Soldaten nur sagen, dass Sargon nicht schon gegen uns kommen werde. Möge er von Fluss, Berg und Wald abgehalten werden.“ Nurdaggal antwortete dem König: „Vielleicht, mein Herrscher, hat dein Gott Zababa, der Krieger Transeuphrats, dich informiert und deine Truppen über den Fluss, über den Berg und durch den Wald gebracht. Welches Land, von allen Ländern, kann es mit Akkad aufnehmen? Welcher König kann es mit dir aufnehmen? Deine Streitmacht ist ihr Feind. Das Feuer verbrennt die Herzen deiner Feinde. Sie fürchten dich und auch ich war vom Schrecken gezeichnet.“ Sargon verblieb drei Jahre in der Stadt und zog dann mit reicher Kriegsbeute heim.

3. Das Ende der Regentschaft des Sargon von Akkad

Sargon von Akkad war der König des Landes gewesen, dem Enlil vom Unteren Meer bis zum Oberen Meer keinen Rivalen entgegensetzte. Enlil gab ihm das ganze Land. Alles Land wurde von Akkad beherrscht. In den letzten Jahren seiner Regentschaft lehnte sich jedoch das Land von Sumer gegen den König von Akkad auf. Die Aufständischen belagerten die Stadt Akkad. Sargon kam heraus, um gegen sie zu kämpfen. Er besiegte die Aufständischen und vernichtete sie auf ihrer Flucht. Danach griff er das Land von Schubar mit all seiner Macht an, so dass es sich vor seinen Waffen beugen musste. Sargon mischte die Revolte auf und erstickte sie im Keim. Schließlich leibte er seinem Reich die Stadt Babylon ein und erweiterte so die Grenzen von Akkad. Dorthin kehrte er mit reicher Beute zurück. Wegen dieser Schlechtigkeiten des Sargon von Akkad und wegen seiner bösen Taten gegenüber der Stadt Babylon war der Herr Marduk, der Gott von Babylon, erzürnt gewesen. Deshalb bestrafte er das akkadische Volk mit einer Hungersnot. Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang rebellierte das Volk gegen Sargon von Akkad und er kam nicht zur Ruhe.

6. Horne, Charles F.: The Sacred Books And Early Literature of the East, Volume I, Babylonia and Assyria, Parke Austin Lipscomb Inc., London 1917, Pages 87-99; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Pages 27 ff.; Black, Jeremy/Cunningham, Graham/Robson, Eleanor/Zolyomi, Gabor: The Literature of Ancient Sumer, Oxford University Press, New York 2004, Pages 42 ff.

VII. Die Nachfolger des Sargon von Akkad ab etwa 2280 v. Chr.7

Überblick:

1. Der Herrscher Rimusch ab etwa 2280 v. Chr. 2. Der Herrscher Manischtusu ab etwa 2270 v. Chr. 3. Der Herrscher Naramsin ab etwa 2255 v. Chr.
4. Der Herrscher Scharkalischarri ab etwa 2200 v. Chr. 5. Das Ende der akkadischen Herrschaft um etwa 2150 v. Chr.

1. Der Herrscher Rimusch ab etwa 2280 v. Chr.

Rimusch, der König des Universums, besiegte Abalgamasch, den König von Parahschum, in der Schlacht. Die Streitkräfte von Zahara und Elam versammelten sich bei Parahschum. Rimusch konnte sie vernichten. Es waren 16.212 Soldaten im Kampf gefallen. Er machte 4.216 Gefangene, unter ihnen Emahsini, der König von Elam, Sidgau, der General von Parahschum, und Schargapi, der General von Zahara. Die Städte des Landes Elam ließ Rimusch verwüsten und ihre Stadtmauern zerstören. Die Stadt Parahschum wurde bis auf ihre Grundmauern geschliffen. Die Gefallenen ließ der König von Akkad in einem Hügelgrab bestatten. Rimusch war fortan der Herrscher über Elam. Dieser Feldzug brachte 30 Minas in Gold, 3.600 Minas in Kupfer sowie etwa 360 männliche und weibliche Sklaven ein, die dem Gott Enlil geweiht wurden.

2. Der Herrscher Manischtusu ab etwa 2270 v. Chr.

Manischtusu, der König des Universums, überquerte mit seinen Kriegsschiffen das Untere Meer, um Anschan und Schirihum zu unterwerfen. Jenseits des Meeres hatten sich bereits die Truppen von 32 Städten zum Waffengang gegen ihn versammelt. Manischtusu konnte sie alle besiegen. Er warf deren Herrscher nieder und verfolgte die Flüchtlinge bis zu den Silberminen. Manischtusu ließ den schwarzen Stein abbauen und in die Schiffen verladen, welche dann die Werft von Akkad ansteuerten. Aus den Steinen ließ er eine Statue nach seinem Ebenbild anfertigen, die er dem Gott Enlil weihte.

3. Der Herrscher Naramsin ab etwa 2255 v. Chr.

3.1. Naramsin, der Mächtige, war König von Akkad gewesen. Als die vier Regionen der Welt gegen ihn aufbegehrten, blieb er durch die Liebe der Göttin Ischtar innerhalb eines Jahres in neun Schlachten siegreich. Er musste all seine Macht aufbieten, um gegen die anderen Könige zu bestehen. Zusammen erhoben sich die vier Erdteile gegen ihn. An dem Aufstand waren die Städte Kisch, Kutha, Tiwa, Urumu, Kazallu, Giritab, Apirak, Ibrat, Dilbat und Sippar beteiligt. Einst besiegte Sargon, der Vorfahre des Naramsin, die Stadt Uruk und schenkte dadurch den Einwohnern von Kisch die Freiheit. Deswegen war die Stadt Kisch traditionell ein Verbündeter von Akkad gewesen. Jedoch wurde von den Feinden, unter ihnen Puttimadal, der König von Schimurrum, Ingi, der König des Landes von Namar, Rischadad, der König von Apirak, Migirdagan, der König von Mari, Hupschumkipi, der König von Marhaschi, Duhsusu, der König von Mardaman, Mannudannu, der König von Magan, Lugal-anne, der König von Uruk, Irenlila, der König von Umma, und Amarenlila, der König von Nippur, ein Mann mit dem Namen Iphurkisch aus der Stadt Kisch, der Sohn der Priesterin Sumiratischtar, als König auf dem Thron von Kisch installiert, so dass die Stadt Kisch von ihrem Bündnis mit Akkad abfiel. Weil die Stadt Akkad in Gefahr war, ließ Naramsin sie befestigen. Daraufhin nahm er diejenigen Könige gefangen, die sich gegen ihn erhoben hatten.

3.2. Der König von Akkad marschierte gegen die Stadt Apirak und ließ Belagerungsgräben ziehen, um sie zu erobern. Der Statthalter von Apirak unterwarf sich dem Naramsin. Rischadad, der König von Apirak, geriet in akkadische Gefangenschaft. Naramsin marschierte gegen das Land von Magan und unterwarf dessen König Mannudannu. Desweiteren vernichtete der König von Akkad die Städte Azuhunum, Schabbunum, Uruk und Nagsu. Er besiegte das Land von Schubar und nahm den Dahischatal gefangen. Entlang des Euphrats und Tigris dehnte Naramsin sein Reich aus und er unterwarf den Schenaminda. In dem Feldzug gegen das Land von Schimurrum nahm Naramsin den Statthalter Baba und Nanna, den Ensi von Arame, gefangen. Auch gegen Bibi... und in den Bergen von Haschimar war der König von Akkad siegreich gewesen. Naramsin, der Mächtige, der König von Akkad, der Herrscher über alle vier Erdteile, der die Gottheiten Ischtar und Anunitum preiste und ein Priester des Gottes Anu war, herrschte über Ilaba und beschützte den Irninakanal, der von den Flüssen Tigris und Euphrat gespeist wurde.

3.3. Seit Menschengedenken hatte es keinen König gegeben, der die Länder von Arman und Ebla unterwerfen konnte. Der Gott Nergal aber gab Naramsin, dem Mächtigen, diejenige Waffe, die den einzigen Weg öffnete, so dass er Arman und Ebla unterwerfen konnte. Zunächst annektierte der König von Akkad das Land von Aman, die Zedernberge, in denen er Zedernholz schlagen ließ, und das Obere Meer. Durch die Waffe des Gottes Dagan, der seine Königsherrschaft schützte, konnte Naramsin schließlich die Länder von Arman und Ebla erobern. Die Truppen des Naramsin nahmen die Festung der Stadt Arman durch das Untergraben der Festungsmauern ein. Der König von Akkad zog von der Mündung des Euphrats aus bis nach Ulisum.

3.4. Aus dem Gubingebirge erhob sich gegen Naramsin, gegen seine Nachfolger und gegen die Stadt Akkad eine neue Bedrohung. Die Bewohner des weiten Gebirgszuges kamen herab in die Ebene von Sumer. Dies waren die Gutäer, welche zwar Intelligenz besaßen, aber nach ihren Instinkten handelten. Ihre Gesichtszüge hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit denen der Primaten. Die Einwohner der sumerischen Ebene sahen sie aus diesen Gründen nicht als einen Teil des Landes an. Die Gutäer hatten zunächst keine berühmten Könige, denn sie bestimmten ihre Herrscher selbst für jeweils nur drei Jahre. Trotzdem fielen die Gutäer mit ihren Waffen unwiderstehlich über die Königreiche in der Ebene her. Keiner entkam ihnen auf offenem Feld. Deshalb waren die Straßen und Wasserwege nur noch unter Hinnahme der großen Gefahr eines Hinterhaltes passierbar. Botschafter und Kaufleute stellten ihre Reisen ein und die Bevölkerung verbarrikadierte sich in den Städten. Das Vieh wurde in den Schutz der Stadtmauern gebracht, denn außerhalb dieser war es vor den Zugriffen der Gutäer nicht mehr sicher gewesen. Die Menschen versuchten sogar, das Getreide innerhalb der Städte anzubauen. Das Land von Sumer und Akkad war von seinen Kommunikations- und Versorgungslinien abgeschnitten. Die Versorgungslage wurde immer schlechter und die Lagerhäuser in den Städten immer leerer. Dadurch stiegen die Preise für Lebensmittel an und es kam unter der hungernden Bevölkerung zu sozialen Unruhen. Die Toten wurden nicht mehr begraben und Seuchen breiteten sich aus.

4. Der Herrscher Scharkalischarri ab etwa 2200 v. Chr.

4.1. Scharkalischarri war König von Akkad gewesen. Er kämpfte gegen die Aufständischen und die Eindringlinge im Land von Sumer. Den Puzureschtar ernannte der König von Akkad zum Schagima. Scharkalischarri besiegte das Land von Amurru und zog gegen die Länder von Elam und Zahara bei der Stadt Akschak in die Schlacht, aus der er siegreich hervorging. Außerdem legte er den Gutäern das Joch an.

4.2. Die Anweisungen des Ischkundagan an Lugalra: „Arbeite auf den Feldern und schütze deine Schafherden! Das nächste Mal erzähle mir nicht wieder, dass du wegen der Gutäer nicht die Felder bestellen konntest. Stelle alle 600 Meter einen Wachtposten auf und bestelle das Feld. Wenn einer der Wachtposten die Truppen der Gutäer bemerkt, dann lasse so lange Widerstand leisten, bis die Schafherden in der Stadt gebracht worden sind. Du sagtest, dass die Gutäer eine Schafherde gestohlen hätten, und ich habe dem nichts entgegengesetzt. Ich habe dir sogar Silber für den Kauf einer neuen Schafherde gegeben. Nun schwöre beim Leben des Scharkalischarri, dass, falls die Gutäer wiederum eine Schafherde stehlen sollten, du selbst für diese bezahlst. Nächstes Mal werde ich dir kein Silber mehr geben. Auch wenn du deine Felder nicht bewachen lässt und die Schafherde nicht absicherst, werde ich demnächst trotzdem den Tribut einfordern.“

5. Das Ende der akkadischen Herrschaft um etwa 2150 v. Chr.

Nach dem Tod des Scharkalischarri kam es zwischen Irgigi, Imi, Nanum und Ilulu zum Bürgerkrieg über den Anspruch auf die Königsherrschaft von Akkad, der drei Jahre lang andauerte. Aus dieser Zeit der Anarchie ging Dudu von Akkad siegreich hervor. Dudu bestieg um etwa 2170 v. Chr. den akkadischen Thron. Ihm folgte sein Sohn Schuturul auf den Thron. Dieser verlor die Königsherrschaft über Sumer an die Stadt Uruk, denn Urnigin, der König von Uruk, besigte die Stadt Akkad. Das Land von Akkad wurde schließlich von den Gutäern erobert. Ebenso erging es Urutu, dem König von Uruk, der von den Gutäern besiegt wurde. Die Gutäer herrschten über das Land von Sumer und Akkad.

7. Potts, Daniel T.: The Archaeology of Elam, Formation and Transformation of an Ancient Iranian State, Cambridge University Press 1999, Pages 105 ff.; Sallaberger, Walther und Westenholz, Aage: Mesopotamien, Akkade-Zeit und Ur III-Zeit, Universitätsverlag Freiburg Schweiz 1999, 41 ff.; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Pages 19 ff.; Jacobsen, Thorkild: The Sumerian King List, Oriental Institute, Assyriological Studies 11, University of Chicago Press, 1939, Seiten 70 ff.

VIII. Der Herrscher Erridupizir ab etwa 2140 v. Chr.8

1. Erridupizir, der Mächtige, der König von Gutium und der vier Erdteile, machte sich schnellstens auf den Weg, um den abtrünnigen König von Madga anzugreifen. Dieser zog sich aus Angst vor der Macht des Erridupizir in das Bergland zurück. Doch Erridupizir jagte ihn nieder, nahmen ihn gefangen und ließ ihn hinrichten.

2. Kanisba, der König von Schimurrum, wiegelte die Bevölkerung der Städte Schimurrum und Lullubum auf. Amnili, der General von Lullubum, unterstützte die Rebellion... Erridupizir, der Mächtige, der König von Gutium und der vier Erdteile, forderte sie deshalb heraus. Er schritt über die Bergpässe des Berges Nisba voran. Innerhalb von sechs Tagen eroberte er den Pass am Berg Hamemepir ... und betrat diesen. Erridupizir, der Mächtige, verfolgte den Amnili und nahm den Pass am Berg Nuhpir ein. Den Amnili konnte er dort niederstrecken... An einem einzigen Tag ... eroberte Erridupizir den Urbillumpass am Berg Mumum und er nahm Nirischuha ein.

8. Hamblin, William J.: Warfare in the Ancient Near East to 1600 BC, Taylor & Francis e-Library 2006, Pages 103 f.

IX. Der Herrscher Gudea ab etwa 2100 v. Chr.9

1. Gudea, der Sohn des Ur-Bau, der König von Lagasch, war ein gerechter Mann, der seine Götter liebte. Er ließ für Ningirsu und Nansche sowie für weitere Götter einen Tempel erbauen. Für Ningischzida, seinen persönlichen Gott, ließ Gudea in Girsu einen zweiten Tempel errichten. Als ihm das Territorium vom Oberen Meer bis zum Unteren Meer offenstand, da ließ er große Flöße aus Zedernholz bauen, um das Holz für den Tempelbau und die großen Steine zur Anfertigung der Gedächtnisstelen herbeizuholen. Bei Abullat im Gebirgszug von Kimasch ließ Gudea das Kupfer abbauen, aus dem er die Schitawaffe formte, der keine Region widerstehen konnte. Außerdem ließ der König von Lagasch den Ningirsu-uschumgalkanal bauen. Zur Durchführung und Finanzierung seiner Projekte knüpfte Gudea Handelsbeziehungen zu anderen Städten und Ländern. Gegen die Länder von Anschan und Elam ging er gewaltsam vor, indem er sie militärisch niederwarf und reiche Beute für den Gott Ningirsu machte.

2. Das Gedicht über den Streitwagen: „Der Streitwagen, der „Der die Berglande unterwirft“ genannt wird, trägt Angst und Schrecken unter den Feind. Gezogen von einem Esel, „Dem glücklich im Wind wiehernden“, vorgespannt zusammen mit einem anderen Esel. Die Keule mit den sieben Stacheln, die starke Kampfkeule, die unerträgliche Waffe für Nord und Süd... Neun Banner ... Ein Bogen, der wie ein Wald aus Mesbäumen kracht. Seine Pfeile, die im Kampf wie ein Blitz aufleuchten... Die Waffen des Kampfes... Die Macht der Königsherrschaft als ... Geschenk des Gudea, des Herrschers von Lagasch, an den Tempel.“

9. Edzard, Dietz Otto: Gudea and His Dynasty, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 3/1, University of Toronto Press Inc. 1997, Pages 29 ff., 96.

X. Der Herrscher Utuhegal ab etwa 2085 v. Chr.10

1. Der Gott Enlil, der König allen Landes, setzte Utuhegal, den Mächtigen, den König von Uruk, den König der vier Erdteile, den König, dessen Anordnungen nicht zurückgenommen werden können, als König von Sumer ein, der den Namen der Gutäer auslöschte, der die Schlange der Berge vernichtete, die mit Gewalt gegen die Götter gehandelt, die Königsherrschaft über Sumer in ein fremdes Land getragen, das Land von Sumer mit Schwäche und Gewalt gefüllt sowie die Ehefrauen von ihren Ehemännern und die Kinder von ihren Eltern weggetragen hatte. Utuhegal ging zu seiner Göttin Inanna und betete so zu ihr, dass diese, die Löwin des Kampfes, die gegen die fremden Länder auszieht, ihm helfen möge, die von Enlil angeordnete Rückeroberung der Königsherrschaft über Sumer durchzuführen.

2. Tirigan, der König der Gutäer, hatte seine Streitkräfte weit verbreitet im Land von Sumer stehen. Niemand wagte es, aus den von Mauern geschützten Städten herauszukommen, um ihn zu konfrontieren. Er eroberte die Länder beidseits der Flussufer des Tigris. Im Süden von Sumer blockierten die Truppen der Gutäer die Wasserzufuhr der Felder und im Hochland die Handelsstraßen. Die Straßen des Landes überwuchsen wegen der Belagerung durch die Gutäer mit Gras. Utuhegal, der von den Göttern mit Macht ausgestattet worden war, setzte alles auf eine Karte und zog mit seinen Soldaten aus der Stadt Uruk gegen die Gutäer zu Felde. Sein Heerlager schlug er in der Nähe des Tempels der Gottheit Ischkur auf. Zu den Einwohnern der Städte Uruk und Kulaba sagte er, dass die Götter ihm den Sieg gegen die Gutäer versprochen hätten. Die Einwohner beider Städte jubelten gemeinsam und stellten dem Utuhegal ihre Soldaten zur Verfügung. Seine Elitetruppen setzte er an die Spitze des Heeres.

3. Nachdem das Heer vom Tempel der Gottheit Ischkur aufgebrochen war, marschierte es vier Tage lang, bevor es in der Stadt Nagsu beim Surungalkanal sein Lager aufschlug. Am nächsten Tag kampierte das Heer in der Nähe des Schreines von Ilitappe. Dort konnte Utuhegal die Generäle Urninazu und Nabi-enlil, die von Tirigan als Vasallen nach Sumer entsandt worden waren, durch einen Hinterhalt gefangen nehmen und in Fesseln legen lassen. Am sechsten Tag des Feldzuges errichtete Utuhegal sein Lager bei der Stadt Karkara. Dort dankte er den Gottheiten Ischkur und Utu im Gebet und bat um ihre Hilfe. Mitten in der Nacht brach Utuhegal mit seinen Truppen auf und rückte bei Tagesanbruch zu einer Stelle vor, die flussaufwärts oberhalb der Stadt Adab lag. Dort legte er den Gutäern einen Hinterhalt und griff diese an. Utuhegal, der Mächtige, besiegte die Generäle der Gutäer. Tirigan, der König von Gutium, floh allein zu Fuß zur Stadt Dabrum, um sein Leben zu retten. Doch die Einwohner der Stadt wussten, dass Utuhegal nun der machtvolle König war, und nahmen deshalb den Tirigan samt seiner Familie gefangen. Mit Handfesseln und verbundenen Augen wurde Tirigan vor Utuhegal geführt. Dieser zwang ihn dazu, sich vor ihm niederzuwerfen, und er stellte seinen Fuß in dessen Nacken. Utuhegal unterwarf das Land der Gutäer, so dass die Schlange der Berge wieder aus den Felsspalten trinken musste. Er brachte die Königsherrschaft in das Land von Sumer zurück.

10. Hamblin, William J.: Warfare in the Ancient Near East to 1600 BC, Taylor & Francis e-Library 2006, Pages 105 ff.

XI. Die Stadt Ur ab etwa 2080 v. Chr.11

Überblick:

1. Der Herrscher Urnammu ab etwa 2080 v. Chr. 2. Der Herrscher Schulgi ab etwa 2060 v. Chr. 3. Der Herrscher Amarsin ab etwa 2010 v. Chr.
4. Der Herrscher Schusin ab etwa 2000 v. Chr. 5. Der Herrscher Ibbisin ab etwa 1990 v. Chr. 6. Der Niedergang der Stadt Ur ab etwa 1980 v. Chr.

1. Der Herrscher Urnammu ab etwa 2080 v. Chr.

Urnammu war König von Ur und der Begründer der 3. Ur-Dynastie gewesen. Nachdem An und Enlil die Königsherrschaft über Ur der Göttin Nanna übergeben hatten, da handelte Urnammu, der Sohn der Göttin Ninsum, zugunsten seiner geliebten Mutter, die ihn gebar, in Gerechtigkeit und Wahrheit. Urnammu, der mächtige Krieger, der König von Ur, der König von Sumer und Akkad, durch die Macht der Göttin Nanna, der Herr der Stadt Ur, erhob im Einklang mit den wahren Worten des Gottes Utu die Gerechtigkeit über sein Land und verbannte Schlechtigkeiten, Gewalt und Unfrieden. Er stellte durch sein Gesetz das Recht und die Ordnung unter seinem Volk wieder her, sowohl in den unteren als auch in den oberen Gesellschaftsschichten. Der König von Ur ließ die Stadtmauer von Ur errichten und den Anitukanal ausgraben. Er errang von seinem Bruder Utuhegal die Königsherrschaft über das Land von Sumer. Die Städte Uruk, Eridu, Adab, Larsa, Nippur und Lagasch sowie siebzehn weitere Städte fielen ihm zu. Der König von Ur tötete den Ensi von Lagasch. Durch die Macht der Nanna gelang es dem Herrn von Ur, das Maganboot der Nanna in den Grenzkanal zurückzuführen und die Stadt Ur berühmt zu machen. Außerdem verwüstete Urnammu das Land der Gutäer, die sich zusammen mit den Elamitern gegen ihn verbündet hatten.

2. Der Herrscher Schulgi ab etwa 2060 v. Chr.

2.1. Schulgi, der Sohn des Urnammu, war König von Ur gewesen. Er regelte die Angelegenheiten der Stadt Nippur und machte eine Rundreise von Ur nach Nippur und wieder zurück. Den Palast Ehursag ließ der König von Ur in der Stadt Kutha und den Palast Ehalbi in der Stadt Girsu errichten. König Schulgi zerstörte die Städte Der, Karhar, Schimurrum und Harschi. Der Herrscher der vier Erdteile setzte in den eroberten Städten die Priester ein und gab dem Statthalter von Anschan seine Tochter zur Ehefrau. Später ließ Schulgi die große Mauer errichten und er zerstörte nochmals Karhar und Schimurrum. Er verwüstete das Land von Anschan und vernichtete die Städte Schaschrum, Schimurrum, Lullubum, Karhar und Urbilum in einem einzigen Feldzug. Auf einem seiner letzten Feldzüge eroberte König Schulgi die Länder von Kimasch, Hurti und Harschi.

2.2. Das Gedicht über König Schulgi in der Schlacht: „Ich werde meinen Speer gegen den Feind erheben. Ich werde mein Banner an den Grenzen dem fremden Land entgegenstrecken. Ich werde meinen Köcher füllen. Mein Bogen ist gespannt. Er ist fertig, um wie eine zornige Schlange zu schießen. Die Pfeile mit den Widerhaken fliegen wie der Blitz vor mir her, wie die schnellen Fledermäuse. Sie fliegen in den Mund der Schlacht. Schleudersteine stürzen auf die Feinde hernieder. Schwere Lehmbrocken treffen ihren Rücken. Die todgeweihte Bevölkerung des aufständischen Landes werde ich mit meinem Bogen und meiner Schleuder wie die Heuschrecken niedermähen... Meine Waffe, die doppelschneidige Axt, wird das Blut versprühen, welches das Hochland fluten wird...“

2.3. Der Brief des Aradmu an König Schulgi über das unverschämte Handeln des Apillascha: „So spricht Aradmu, dein Diener, zu seinem Herrn: Du hattest mir befohlen, während meiner Expedition nach Schubar die Steuern in der Grenzregion einzutreiben, den Zustand dieser Provinzen zu überprüfen, mich mit dem Hohen Kommissar Apillascha zu beraten und diesen zu verpflichten, den Gehorsam zu halten. Als ich am Tor seines Sitzes ankam, da fragte mich niemand nach meiner Lehenstreue, noch stand jemand auf, um mich zu empfangen. Dies machte mich nervös. Als ich näher herankam, merkte ich, dass Apillascha in einem mit Kostbarkeiten ausgestatteten Reisezelt verweilte. Er hat sich selbst mit Gaben aus wertvollen Steinen und Metallen beschenkt und saß auf einem Thron, die Füße auf einem goldenen Fußhocker abgelegt. Der Thronbereich war durch einen fein gewebten Vorhang verdeckt. Apillascha bewegte in meiner Gegenwart nicht einmal seine Füße. Auf der rechten und linken Seite des Zeltes standen jeweils 5.000 seiner Wachtruppen postiert. Er ordnete seine Untergebenen an, sechs Ochsen und sechzig Schafe, die mit Gras gefüttert worden waren, für das Mahl vorzubereiten. Nachdem ich die Reinigungsriten vollzogen hatte, geleitete mich ein Mann durch dasjenige Tor, an dem ich nicht begrüßt worden bin. Als ich schließlich in den Palast eintrat, brachte mir jemand einen Stuhl mit goldrot verzierten Knöpfen und forderte mich auf, den Platz einzunehmen. Ich antwortete ihm, dass ich immer dann stehen würde, wenn ich in offizieller Sache unterwegs sei. An meinen Tisch wurden zwei Ochsen und zwanzig Schafe gebracht. Obwohl ich niemanden beleidigt hatte, warfen die Wachen den Tisch um und machten mir Angst. Mein Lehensherr gab mir am fünften Tag des Monats Ezenninazu seine Anweisungen. Ich muss ihm nun mitteilen, dass ein Krieg gegen die Aufständischen heraufzieht. Am ersten Tag des Monats Ubigu entsandte ich den Boten zu meinem Herrn.“

2.4. Die Antwort des Königs Schulgi an Aradmu: „So spricht Schulgi, dein Herr, zu Aradmu: Apillascha, zu dem ich dich entsandt habe, ist er nicht einer deiner eigenen vertrauten Untertanen? Hat er nicht seine Anordnungen aus deiner Hand empfangen? Wirklich, wie kannst du nur die wahre Bedeutung all seiner Handlungen missverstehen? Soweit es mich betrifft, solltest du als mein Repräsentant die Ordnung in den Grenzprovinzen wiederherstellen, solltest du Sicherheit für die Menschen schaffen und ihren Gehorsam hervorbringen, und sobald du in den Städten des Grenzlandes angekommen warst, solltest du ihre Pläne erkennen und ihre lokalen Würdenträger mit meinen Anordnungen vertraut machen, so dass mein Kriegsgeschrei die fremden Lande heimsucht, so dass meine mächtigen Kriegswaffen die fremden Lande unterwerfen und so dass mein Sturm sie erfasst! Vergisst du die Mörder und Diebe in der offenen Steppe und auf den Feldern? Bevor du meinen Hohen Kommissar Apillascha erreichtest, solltest du sie so schnell wie möglich vertreiben, um dann vor ihn zu treten. Dies habe ich dir befohlen! Und nun spreche ich zu deinen Anschuldigungen gegenüber Apillascha. Wenn mein hoher Kommissar sich nicht, wie ich es tat, erhöht hätte, wenn er sich nicht durch einen Vorhang abgeschirmt und seine Füße nicht auf einem goldenen Hocker abgelegt hätte, wenn er nicht kraft seiner eigenen Autorität die Statthalter in ihrem Amt und die königlichen Beamten in ihren Positionen ernannt oder entfernt hätte, wenn er nicht die Übeltäter mit dem Tod oder durch Erblinden bestraft hätte und wenn er nicht die Vertrauten seiner Wahl in die Positionen der Macht erhoben hätte, wie hätte er ansonsten in diesem Land Ordnung halten können? Wenn du mich wahrhaftig liebst, würdest du nicht gegen ihn sein! Du nimmst dich selbst für zu wichtig, so dass du nicht länger deine eigenen Soldaten verstehst! Nun hast du ihre Unabhängigkeit und ihre Tapferkeit erfahren! Wenn ihr beiden wirklich meine loyalen Diener seid, so werdet ihr sehr aufmerksam meinen geschriebenen Anweisungen gehorchen. Ihr beiden werdet Eintracht halten und die Grenzen meines Landes sichern! Dies ist von größter Wichtigkeit!“

2.5. Der Brief des Aradmu an König Schulgi über die Bewässerungsarbeiten: „So spricht Aradmu, dein Diener, zu seinem Herrn: Mein Lehensherr, du hast mir die Anweisungen zur Wasserversorgung des gesamten Gebietes, von den Wassern des Meeres und dem Land von Dilmun, über das Salzmeer und die Grenzen des Landes von Martu (= Amoriter) bis zu den Ländern von Schimurrum und Schubar, gegeben. Die verschiedenen Städte und ihre Herrschaftsgebiete, ihre Kanäle, Felder, Ackerflächen, Dämme und Wasserstellen ... Alle Städte gehorchen meinem Herrn... Auf ihren Festungen habe ich die Wachen verstärkt und all ihre Truppen gehorchen meinem Befehl... Die Äcker und Felder habe ich bewässern lassen. Die Schwachstellen der Dämme habe ich ausbessern lassen...“

2.6. Der Brief des Aradmu an König Schulgi über die treue Bevölkerung: „So spricht Aradmu, dein Diener, zu seinem Herrn: Mein Lehensherr, das weite Land, das dir als Beute zugefallen ist, habe ich deinem Gehorsam unterstellt. Es bildet nun eine Einheit. Die Bevölkerung, so zahlreich wie die Vegetation, gehört König Schulgi, dem Hirten der verantwortungsvollen Worte. Du bist der Gott der Menschheit, im Süden und im Hochland. Ihr Blick haftet auf dir. Die weitverbreitete Bevölkerung, so zahlreich wie die Vegetation, wünscht meinem Herrn alles Heil, vom Tigris und Euphrat bis zu ... Die Gutäer sowie die Einwohner von Mari und Rapiqum, die für alle Zeit gehorchen werden, stehen vor mir. Was auch immer mein Herr sagt, das werde ich tun.“

2.7. Der Brief des Aradmu an König Schulgi über das unfähige Handeln des Aba-indasa: „So spricht Aradmu, dein Diener, zu seinem Herrn: Aba-indasa, der Hauptmann der königlichen Truppen, entsandte zu dir ... Möge mein Herr diese Nachricht mit Vorsicht behandeln. Als sich meine Augen nach Zimuder richteten und ich ein Heer für die Expedition ausheben wollte, mein Herr, da hielt Aba-indasa eine Heeresschau ab, bei der 2.000 Soldaten fehlten. Sie waren nicht ..., noch ... Sie haben ... die Festung mein Herr, ...“

2.8. Der Brief des Aba-indasa an König Schulgi über ein Gnadengesuch: „Sag zu meinem Herrn und wiederhole zu den Meinen der Berge, mit schönen Hörnern; zu meinem Pferd der Berge, mit Adlersklauen; meine Dattelpalme, die auf unberührtem Boden mit frischen Datteln wächst. Dies sagt der Befehlshaber der königlichen Truppen, Aba-indasa, dein Diener, der mit einem Gebet für den König dessen Herz erfreut: Du bist mächtig, mein Herr. Ich werde dir immer folgen! Lass mich der Vasall deiner Geschäfte sein! In einem Boot werde ich rudern und im Wasser werde ich tauchen… Ich bin ein Schreiber und schreibe auf Stelen. Ich spreche die Angelegenheiten der Truppen an, welche die Versammlung vernachlässigt. Aber wie ein Baum, der ins Uferdickicht eingepflanzt wurde, biege ich mich nun in den Schmutz. Sie haben mich mit einem Seil an einem Stuhl gefesselt. In meiner Stadt, in der ich ansonsten mit reinen Kleidern umherging, muss ich jetzt in Bußkleidern umherlaufen. Wenn ich den Schmutz von meinen Kleidern wasche, dann spritzt mir der Sand in die Augen. Hunde verschlingen die Leichen und heben ihre Körper. Wenn die Drachen töten, wird das zur Seite getan, was aus ihrem Maul fällt. Feuer verbrennt das Reedbett, obwohl Wasserwege vorhanden sind. Utu, der Butter und Sahne isst, bedient sich an den Tischen der Armen. Schenke mir das Leben und halte meine Hand! Ich bin der Sohn einer Witwe und habe niemanden, der für mich sorgt. Wann wird das Herz des Königs Schulgi, meines Herrn, seine Gunst zu mir erneuern. Möge mein Herr meinen Bitten Beachtung schenken und mich um meiner Mutter Willens rehabilitieren.“

2.9. Der Brief des Aradmu an König Schulgi über die Festung Igihursaga: „So spricht Aradmu, dein Diener, zu seinem Herrn: Mein Lehensherr, deine Anweisungen sind die des An, ... Deine Bestimmung wurde dir, wie die eines Gottes, auferlegt. Die Arbeiten an der Festung, die mir mein Herr aufgegeben hatte, sind beendet. Der heranrückende Feind konnte vom Land ferngehalten werden. Mein Herr behält sein erhabenes Ansehen im Süden und im Hochland, von der aufgehenden bis zur untergehenden Sonne, so weit die Grenzen des gesamten Landes reichen. Das aufständische Land von Martu wurde befriedet...“

2.10. Der Brief des Puzurschulgi an König Schulgi über den Zustand der Mauer: „So spricht Puzurschulgi, der General von Bad-igihursaga, dein Diener, zu seinem Herrn: Ist es nicht gut für das Wohlbefinden meines Lehensherrn, dass er aus dem mir anvertrauten Territorium Gold und Silber für die Götter bezieht? Mein Lehensherr, für das Wohlbefinden seiner Truppen, seiner Untertanen und das Land hat er die großen Befestigungen von Igihursaga gegen die üblen Feinde des Landes errichten lassen. Aber nun haben sich die feindlichen Truppen zum Krieg gerüstet. Ein Mann wurde als Gefangener vor mich gebracht. Er sprach zu mir und wurde dann als Späher ausgeschickt. Deshalb erkenne ich nun die geheimen Signale des Feindes. Der Feind hat all seine Truppen für den Kampf zusammengezogen. Meine Streitkräfte sind aber nicht stark genug, um ihn abzuwehren. So ist es unmöglich, die Mauer zu verstärken, geschweige denn, sie ordentlich zu bewachen. In dem Abschnitt, der im Verantwortungsbereich des Purzurnumuschda, des Statthalters von Ullumtura, gelegen ist, sackte die Mauer ein, so dass eine 50 Nindan weite Lücke entstanden ist. In dem Sektor des Lugalmelam, der den Scheschektumkanal zu bewachen hat, besteht ein Durchbruch von 5 Nindan. In dem Sektor des Verantwortungsbereichs des Kakugani, des Statthalters des zentralen Grenzterritoriums, sind 35 Nindan der Mauer brüchig sowie die Frontseite und das Fundament beschädigt. In dem Abschnitt des Takililischu, des Kanalinspektors der Wasserstraßen Abgal und Me-enlila, sind 40 Nindan der Mauer noch nicht errichtet worden. Ich sehe bisher nicht den Zeitpunkt voraus, an dem der Feind die Mauer angreifen wird. Der Feind hat all seine Truppen für den Krieg versammelt. Diese lagern in den Bergtälern. Wenn mein Herrscher einverstanden ist, dann entsendet er mir schnellstens 7.200 Arbeiter, damit ich die Erdwälle aufschütten lassen kann. Er möge mir auch sofort 600 Truppen der Sudalunutum mitschicken. Dies würde es mir erleichtern, die Feinde zu vertreiben, denn sie haben seit den vergangenen Tagen schwere Schuld auf sich geladen. Ich bin der untertänigste Diener des Herrschers Schulgi. Lass mich bitte nicht allein! Mein Lehensherr muss dies wissen.“

2.11. Der Brief des Königs Schulgi an Puzurschulgi über die Arbeiten an der Festung Igihursaga: „So spricht Schulgi, dein Herr, zu Puzurschulgi: Als ich die Festung Igihursaga errichten ließ, da hatten die Götter An und Enlil die Herrschaft über die fremden Lande und über die weit verbreitete Bevölkerung, die Städte und deren Territorien inne... Sie sollen all diese Städte mobilisieren. Wenn der Baumeister seine Arbeit aufnimmt, dann soll er alle beschädigten oder eingefallenen Teile der Befestigung erneuern. Unterstütze ihn bei den Sanierungsarbeiten. Die vernachlässigten Arbeiten sind innerhalb eines Monats zu vollenden. Ich werde ihn über den Fortschritt der Arbeiten befragen... Die Tidnum sind wieder aus dem Bergland herabgestiegen. Deshalb werde ich dir Lunanna, den Herrscher von Zimudar, zusammen mit seinen Streitkräften als Vorgesetzten zur Seite stellen. Ihr sollt zusammen... Sollte sich Lunanna, der Herrscher über die Provinz von Zimudar, zusammen mit seinen Truppen von dir abwenden, dann sollen du und Aradmu trotzdem die Stellung halten. Diese Anordnung ist eine Verpflichtung! Vernachlässige nicht die Arbeiten an der Befestigung. Tag und Nacht soll daran gearbeitet werden, auch in der Mittagssonne. Du wirst nicht während der Nacht oder während der Mittagshitze schlafen! Dies musst du wissen, denn es ist wichtig.“

2.12. Der Brief des Königs Schulgi an Puzurschulgi über die Wasserwege: „So spricht Schulgi, dein Herr, zu Puzurschulgi: Als ich die große Befestigung Igihursaga erbauen ließ, da wurde sie so angelegt, dass ihre Verteidiger nicht herauskommen mussten. Jetzt aber sind die ... von der Wasserversorgung abgeschnitten, da ein Damm an den Wasserstraßen zwischen Tigris und Euphrat brach...“

2.13. Der Brief des Urdun an König Schulgi über die Enteignung durch Apillascha: „So spricht Urdun, dein Diener, zu seinem Herrn: Mein Herr gab mir Silber und schickte mich in ein weit entferntes Land, um Zedernharz zu kaufen. Nachdem ich im fremden Land angekommen war und das Zedernharz eingekauft hatte, schickte Apillascha seine Männer zu mir. Diese nahmen mir die Güter weg. Als ich zu seinem Palast kam, da fragte niemand nach meinen Geschäften. Aradmu, dein Diener, und Babati, ..., waren auf dem Weg von Zimudar nach Schimurrum ... Ich konnte gegen diese illegale Enteignung meiner Güter nichts unternehmen, denn meine Position war schwach. Er hat dir eine Nachricht geschickt. Was auch immer du dazu sagen wirst, mein Herr!“

2.14. Der Brief des Königs Schulgi an Ischbi-erra über den Kauf von Getreide: „So spricht Schulgi, dein Herr, zu Ischbi-erra: Du hast mich durch die guten Nachrichten und mit deinem sonstigen Handeln glücklich gemacht. Niemals hatte ich einen so guten Sklaven, der in meinem Haus geboren worden war. Wer hat schon einen so fähigen Mann, der seinem Herrn solche Wohltaten bringt? Kein Zeichen kann dies bestätigen, aber ich sende es dennoch zu dir. Ich habe Babati, einen meiner längsten und engsten Berater, der wie ein Großvater zu mir ist, mit 600 Talenten in Silber und 600 Talenten in Gold zu dir geschickt. Darüber hinaus hatte ich dir bereits die Anweisungen für die Truppen geschickt. Gebe sie an Babati weiter und unterstütze ihn nach seinen Wünschen, sofern sein Herz nicht plötzlich in Hass verfällt. Das Gold und das Silber erhältst du von ihm, um Getreide in allen Gegenden nach dem jeweiligen Tauschwert einzukaufen... Von heute an bist du mein Sohn, der mich glücklich macht. Die Länder von Martu und Elam habe ich dir zu Füßen gelegt. Du bist genauso wichtig wie ich. Sitze deshalb vor ihnen auf einem Thron, der auf einem goldenen Podest steht! Lasse die Boten unterwürfig vor dich treten! ... Entferne und bestimme die Statthalter! Bestimme die Kommandeure! Berufe einen General! Du sollst einen Mann, der getötet hat, zum Tode verurteilen oder ihn erblinden! Errichte dein Haus auf loyalen Untergebenen! Gebe ihnen reiche Belohnungen! Weiche von dem eingeschlagenen Kurs nicht ab!“

3. Der Herrscher Amarsin ab etwa 2010 v. Chr.

Amarsin, der Sohn des Schulgi, war König von Ur gewesen. König Schulgi, sein Vater, verstarb nach dem Feldzug gegen die Länder von Harschi und Kimasch. Daraufhin wurde Amarsin zum König erhoben. Er besiegte und verwüstete die Länder von Urbilum, Schaschrum, Bitumrabium, Jabru und Huhnuri.

4. Der Herrscher Schusin ab etwa 2000 v. Chr.

4.1. Schusin, der Sohn des Amarsin, der mächtige König, der König von Ur, der König der vier Erdteile, ließ die große Befestigungsmauer, die Muriqtidnimmauer, gegen die Martu aus dem Tidanumgebirge errichten. Dadurch konnte er das Vordringen der Martu aufhalten und diese zurückdrängen. Außerdem zerstörte Schusin die Städte Simanum und Zabschali.

4.2. Der Brief des Scharrumbani an König Schusin über die Mauerarbeiten: „So spricht Scharrumbani, der königliche Verwalter, dein Diener, zu Schusin, seinem Herrn: Du hast mich beauftragt, die großen Befestigungen der Muriqtidnim wiederherzustellen. Den Fall schildertest du mir so, dass die Martu wiederholt das Land geplündert hätten. Deshalb gabst du mir den Befehl, die Befestigungen aufzurichten und zu verstärken, um dadurch die Einfallsrouten der Martu abzuschneiden. Sie sollten nicht mehr, aufgrund der Lücken in der Verteidigungslinie zwischen Tigris und Euphrat, auf die dahinter liegenden Felder zugreifen können. Nachdem ich aufgebrochen und in den Grenzgebieten angekommen war, musterte ich sofort diejenigen Kräfte, die mir von den Flussufern des Abgal bis zu dem Land von Zimudar zur Verfügung standen. 26 Danna der Mauer ließ ich errichten und verstärken. Als ich das Gebiet zwischen den beiden Bergausläufern erreichte, beobachteten mich die Martu, die in den Bergen ihr Lager aufgeschlagen hatten, wegen der Bauaktivitäten. Der Herrscher von Schimurrum kam zu ihrer Unterstützung. Ich stellte meine Truppen zwischen den beiden Bergausläufern von Ebih zum Kampf auf. Da ich die versprochenen Arbeiter für den Mauerbau nicht erhalten hatte, zog ich aus, um gegen ihn zu kämpfen. Wenn mein Lehensherr einverstanden ist, wird er mir Arbeiter und Streitkräfte zur Verstärkung senden. Weil sich die politischen Verhältnisse in den Grenzlanden verändert haben, habe ich einen Gesandten ins Hinterland geschickt, um dich darüber zu informieren. Darüber hinaus habe ich einen weiteren Gesandten zu Lunanna, dem Statthalter von Zimudar, geschickt. Er entsandte zu mir 7.200 Arbeiter für die Arbeiten an der Mauer. Ich habe nun ausreichend Arbeiter, aber nicht genug Soldaten! Wenn mein König die Anordnung, die Arbeiter für den Fall, dass der Feind einfällt, zum Militärdienst zu entlassen, erteilen würde, dann wäre ich fähig, den Feind zu bekämpfen! Lunanna schickte meinen Boten für den Erhalt weiterer Unterstützung zu den anderen Statthaltern der Grenzlande, die mir den Fall folgendermaßen vorgetragen haben: „Wir sind schon nicht fähig, unsere eigenen Städte zu bewachen. Warum sollten wir dir dann noch unsere Truppen zur Verfügung stellen?“ Seitdem mir mein Lehensherr den Auftrag erteilte, habe ich Tag und Nacht seine Anweisungen erfüllt und den Feind bekämpft. Da ich den Anordnungen meines Lehensherrn gehorche, werde ich auch weiterhin kämpfen. Die feindlichen Streitkräfte sollen mich nicht besiegen und deren Waffen mich nicht überwältigen. Dies soll mein Lehensherr wissen.“

4.3. Die Antwort des Königs Schusin an Scharrumbani: „So spricht König Schusin, dein Herr, zu Scharrumbani: Der Gesandte, den ich zu dir geschickt hatte, überbrachte dir meine Anordnungen. Du aber bist in das Innere des Territoriums gezogen und hast dich mit den anderen Statthaltern auseinandergesetzt. Du hast gekämpft, anstatt die Mauer gegen den Feind auszubauen. Du solltest die Arbeiter nicht gefährden! Warum hast du dich nicht an meine Anordnungen gehalten? Ich gab dir die Autorität für anderes, als Menschen hinzurichten und zu erblinden oder deren Städte zu zerstören. Als in früheren Jahren mein Vater, der König Schulgi, die Festung von Igihursaga errichten ließ, warst du da nicht bei ihm gewesen? Ist mein Thron nicht derselbe Königsthron wie der des Schulgi? Lunanna, der Statthalter von Zimudar, wird zu dir kommen und sechzig seiner eigenen Soldaten mitbringen. Babati, der königliche Minister, wird in Übereinstimmung mit den von mir erteilten Instruktionen den Ausbau der Mauer fortführen. Du und deine dir anvertrauten Arbeiter werdet die Gräben ausheben! Ihr werdet nicht die politische Situation vor Ort verändern! Du wirst deine Arbeiter so lange nicht entlassen, bis das Grenzland abgesichert ist! Jeden Morgen wirst du einen Boten zu mir schicken, der mich über den Fortschritt des Bauwerkes aufklären wird! Dies ist von größter Dringlichkeit!“

5. Der Herrscher Ibbisin ab etwa 1990 v. Chr.

5.1. Ibbisin, der mächtige König von Ur, der Sohn des Schusin, zog aus, um das Herrschaftsgebiet von Ur zu vergrößern. Dazu errichtete er im ganzen Land Festungen, so dass er das Obere und das Untere Land unter seine Kontrolle bringen konnte. Um die Städte Ur und Nippur ließ Ibbisin massiv befestigte Stadtmauern gegen die Einfälle der Martu und der Elamiter errichten. Die Stadtmauer von Ur hieß Ibbisingugalnamnuna. Der König von Ur zerstörte die Stadt Schimurrum und zog mit massiven Streitkräften gegen die Länder von Huhnuri und Anschan aus. Außerdem überkam Ibbisin die Länder von Susa, Adamdun und Awan im Sturm. Er unterwarf die Fürsten und die Bevölkerungen dieser Länder an einem Tag. Die Martu, der mächtige Sturmwind vergangener Tage, die keine festen Städte hatten, sondern nur in Zelten lebten, unterwarfen sich Ibbisin, dem König von Ur.

5.2. Der Brief des Ischbi-erra an König Ibbisin über den Einkauf von Getreide: „So spricht Ischbi-erra, dein Diener, zu Ibbisin, seinem Herrn: Du hast mich nach Isin und Kazallu geschickt, um Getreide einzukaufen. Für einen Schekel in Silber sollte ich 1 Gur an Getreide erwerben. Es sollte Getreide für insgesamt 20 Talente in Silber eingekauft werden. Ich hatte gehört, dass die feindlich gesinnten Martu in dein Herrschaftsgebiet eingedrungen sind. Mit 72.000 Gur an Getreide, dem ganzen erworbenen Getreide, befinde ich mich im Land von Isin, in das die Martu eingedrungen sind. Deshalb habe ich mich in den Festungen verbarrikadiert und bin derzeit nicht in der Lage, das Getreide zum Dreschen auszuhändigen. Der Feind ist stärker als ich. Daher bin ich dazu verurteilt, eine günstigere Gelegenheit abzuwarten. Mein Herr möge deshalb 600 Boote mit einer Ladekapazität von 120 Gur, 72 feste Kähne, ... schicken. Lass diese entlang der Wasserstraßen von Kura und Paliktum heraufkommen, um das Getreide, das über das Land von Isin verstreut in den Festungen gelagert wird, abtransportieren zu lassen. Ich selbst werde die Boote empfangen und ihren Lagerplatz absichern. Dann sollen sie mit der großen Menge an Getreide beladen werden, damit es zu dir geschickt werden kann. Wenn du nicht genug Getreide erhältst, dann werde ich selbst weiteres Getreide zu dir bringen. Mein Herr ist betrübt über die Kämpfe in Elam. Da die Getreiderationen der Elamiter zur Neige gehen, wäre es besser, die Truppen nicht abzuziehen, um nicht von ihrer Sklaverei überzogen zu werden. Andererseits ist es nicht gut, übereilt zu handeln und den Feind in einer wilden Jagd zu verfolgen. Ich habe genug Getreide, um deinen Palast und all deine Städte für 15 Jahre zu versorgen. Lass es meine Verantwortung sein, die Länder von Isin und Nibru für dich zu überwachen. Mein Herr, ich bin ohne Angst. Ich werde unverzüglich handeln... Solange mein Herr lebt, wird er die Königsherrschaft über die heilige Stadt Ur innehalten. Mein Herr, verschließe dich nicht vor dem, was in dieser Botschaft steht! Bei Utu, ich werde bei dieser Auffassung bleiben. Mein Herr soll dies wissen.“

5.3. Die Antwort des Königs Ibbisin an Ischbi-erra: „So spricht Ibbisin, dein Herr, zu Ischbi-erra: Solange Enlil mein Herr war, welchen Kurs hast du da verfolgt? Hast du so dein Wort geändert? Heute verabscheut mich der Gott Enlil. Er verließ seinen Sohn den Gott Sin und händigte die Stadt Ur dem Feind aus. Der Feind stand auf und hat die Stadt eingenommen. Er hat das ganze Land in Unruhe versetzt. Dir aber gab ich 20 Talente in Silber, um Getreide einzukaufen. Für einen Schekel in Silber hast du zwei Gur an Getreide erhalten. Mir hast du aber geschrieben, dass du nur einen Gur an Getreide für einen Schekel in Silber erhalten habest. Wie konntest du außerdem zulassen, dass Puzurnumuschda, der Kommandeur der Festung Igihursaga, die feindlich gesinnten Martu in das Land einsickern ließ? Bis jetzt hat er noch keine Nachricht über eine Schlacht geschickt. Es scheinen dort nur schwächliche Männer im Land zu sein! Warum hat er nicht die Martu im Kampf gestellt?“

5.4. Der Brief des Puzurnumuschda an König Ibbisin über die Ambitionen des Ischbi-erra: „So spricht Puzurnumuschda, der Statthalter von Kazallu, dein Diener, zu Ibbisin, seinem Herrn: Ein Abgesandter des Ischbi-erra trat vor mich hin und schilderte mir seinen Fall wie folgt: „Mein Lehensherr Ischbi-erra hat mich mit folgender Botschaft zu dir entsandt: Mein Gott, der große Enlil, hat mir versprochen, mich zum Schäfer des Landes zu machen. Ja, Enlil hat mir wahrhaftig versprochen, dass ich der Göttin Nininsina die Ufer des Tigris und des Euphrats, die Wasserläufe der Abgal- und der Me-enlilawasserstraße, deren Städte, Götter und Streitkräfte vom Land von Hamazi bis zum Maganmeer darbringen werde, um die Stadt Isin als das Stammhaus des Enlil berühmt zu machen. Warum verstehst du mich nicht? Ich habe bei dem Namen meines eigenen Gottes Dagan geschworen, dass ich die Stadt Kazallu erobern werde! Da mir Enlil die Städte des Landes versprochen hat, werde ich all ihren Stadtgöttern einen Schrein in Isin widmen und ihre Feste regelmäßig feiern. Ich werde meine eigenen Statuen aufstellen und meine eigenen Embleme, Priesterinnen und Riten einführen, damit meine Untertanen ihre Rituale vor dem Gott Enlil im Ekurtempel in Nippur und vor der Gottheit Nanna im Ekischnugaltempel in Ur abhalten können. Deshalb werde ich denjenigen König, an den du deinen Glauben und deine Hoffnung knüpfst, aus seinem Land vertreiben! Die Stadtmauer von Isin werde ich erneut aufrichten und sie Idilpaschunu nennen.“ Es ist so, wie der Bote gesagt hat. Ischbi-erra hat die Stadtmauer von Isin aufgerichtet und sie Idilpaschunu genannt. Er hat Nippur eingenommen und dort seine eigenen Wachen aufgestellt. Nigdugani, der hohe Tempeladministrator von Nippur, ist gefangen gesetzt worden. Zinnum, der Verbündete des Ischbi-erra, hat den Herrscher von Schubar gefangen genommen und das Land von Hamazi geplündert. Nurahum, der Statthalter von Eschnunna, Schu-enlil, der Statthalter von Kisch, und Puzurtutu, der Statthalter von Borsippa, sind aus ihren Positionen entlassen worden. Das ganze Land erzittert wie ein Gärtenzaun vor dem Geschrei des Ischbi-erra. Ischbi-erra erscheint überall an der Spitze seines Heeres. Es ist so, wie er gesagt hat. Er hat die Ufer des Tigris, des Euphrats sowie der Abgal- und Me-enlilawasserstraße erobert. Er berief Iddinmalgium ins hohe Amt. Girbubu, der Statthalter von Girkal, rebellierte gegen Ischbi-erra und wurde daraufhin von ihm gefangen genommen. Das Kriegsgeschrei des Ischbi-erra ist laut geworden und seine Augen haben sich auf meine Provinz gerichtet. Ich habe keinen Verbündeten, niemanden, der es mit ihm aufnehmen könnte! Bisher konnte ich ihm standhalten. Wenn er jedoch mit all seiner Kraft gegen mich zieht, dann werde ich fliehen müssen! Dies, mein Lehensherr, müsst ihr wissen.“

5.5. Die Antwort des Königs Ibbisin an Puzurnumuschda: „So spricht Ibbisin, dein Herr, zu Puzurnumuschda: Ich habe dich unter meinen Soldaten ausgewählt und dir meine Truppen als Statthalter von Kazallu zur Verfügung gestellt. Sind nicht die dir zur Verfügung gestellten Truppen ein Zeichen deiner Wichtigkeit? Warum hast du mir einen Boten geschickt, der um Unterstützung gegen Ischbi-erra bittet? Wieso weißt du nicht, dass es eine Weile dauern wird, den Ischbi-erra in das Bergland zurückzutreiben? Warum hast du nicht mit Girbubu, dem Statthalter von Jirikal, und den dir zur Verfügung stehenden Streitkräften den Ischbi-erra konfrontiert? Wie konntest du ihm erlauben, seine Vormachtstellung zu festigen? Heute ist Enlil dem Land von Sumer abgeneigt, denn er hat einen Affen, der aus den Bergen herabstieg, zum Hirten des Landes ernannt. Er hat die Königsherrschaft einem Idioten übertragen, der Teufelsdreck verkauft. Ischbi-erra ist in seiner Abstammung kein Sumerer. Siehe die Versammlung der Götter, Sumer selbst ist zerstreut. Der Göttervater Enlil, dessen Wort das Gesetz ist, sagt: „Bis der Feind aus der Stadt Ur vertrieben worden ist, wird Ischbi-erra, der Mann aus Mari, die Stadt Ur in ihren Grundfesten erschüttern. Er wird das Land von Sumer wie Getreide zermahlen.“ ... Solltest du, wie die anderen Vasallen, deine Stadt dem Feind übergeben, dann wird dich Ischbi-erra trotzdem nicht als seinen getreuen Diener erachten. Es soll so sein, dass die guten Worte wiederhergestellt werden und der Verrat ausgelöscht wird... Lass Ischbi-erra nicht die Stadt einnehmen! Dieser Mann aus Mari, mit dem Verstand eines Hundes, soll nicht die Herrschaft ausüben! Enlil, mein Unterstützer, hat die Martu aus ihrem Bergland geholt. Sie werden die Elamiter zurückschlagen und Ischbi-erra ergreifen. Die Herrschaft über das Land wird unsere Macht in den fremden Ländern bekannt machen. Beachte dies, denn es ist dringend!“

6. Der Niedergang der Stadt Ur ab etwa 1980 v. Chr.

Nachdem die Stadt Ur hoch im Licht gestanden hatte, da wurde sie mit einem Seil um den Nacken, wie es mit den Ochsen so üblich ist, schnell niedergeworfen. Die Götter An, Enlil, Enki und Ninmah hatten ihr Schicksal bestimmt. Wer kann dieses Schicksal abändern, dass nicht abänderbar ist? Wer wagt sich den Anordnungen des An und des Enlil entgegenzustellen? Ein verängstigtes Sumer verweilte in seinen Behausungen. Die Leute hatten Angst. Enlil brachte einen bitteren Sturm über das Land und tödliche Stille herrschte in der Stadt. Utu beendete das Recht, die Ordnung und die Gerechtigkeit. Rebellion und Krieg befielen das Land. Dies war etwas, das seit alters her nicht mehr gesehen war. Es war unaussprechlich gewesen und konnte nicht erfasst werden. Das gesamte Land war starr vor Angst. Die Götter wandten sich von der Stadt ab und ihr Schäfer war verloren. Der Atem der Angst erfasste die Bevölkerung. Der Sturm lähmte sie und kein Tageslicht erschien über ihren Behausungen. Niemand kümmerte sich mehr um die Nahrung oder das Wasser und niemand reiste zu den Handelspartnern. Enlil brachte Pestilenz und Hungersnot über die Stadt. Die Stadt und ihr Tempel wurden durch die Einfälle der Gutäer, der Martu, der Schimaschkier und der Elamiter zerstört. Selbst der König der Stadt hatte kein gutes Essen mehr, so dass der Hunger ein bekannter Begleiter wurde. Kein Getreide füllte mehr das große Lagerhaus aus.

11. Frayne, Douglas R.: Ur III Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 3/2, University of Toronto Press Inc. 1997, Pages 9 ff., 91 ff., 235 ff., 285 ff., 361 ff.; Michalowski, Piotr: The Lamentation over the Destruction of Sumer and Ur, Eisenbrauns 1989, Pages 36 ff.; Kramer, Samuel Noah: The Sumerians, The University of Chicago Press, Chicago 1963, Pages 331-335; Michalowski, Piotr: The Royal Correspondence of Ur, Yale University 1976, PhD Dissertation, Pages 167-176, 186-199, 216-220, 234-242, 253-268; Ali, Fadhil A.: Sumerian Letters, Two Collections from the Old Babylonian Schools, University of Pennsylvania, Philadelphia 1964, Ph.D. dissertation, Pages 53-62; Edzard, D.O.: Deux lettres royales d'Ur III en sumérien syllabique et pourvu d'une traduction accadienne, in Labat, R. and Edzard, D.O., Textes littéraires de Susa (Mémoires de la délégation archéologique en Iran, Mission de Susiane, 57 (= Suse Ville Royale, Volume XI)), Librairie orientaliste Paul Geuthner: Paris 1974, Pages 9-34; Wilcke, Claus: Zur Geschichte der Amurriter in der Ur-III-Zeit, in Welt des Orients 5, 1969/70, Seiten 2-7, 13; Michalowski, Piotr: Correspondence of the Kings of Ur, Epistolary History of an Ancient Mesopotamian Kingdom, Eisenbrauns 2011; Pritchard, James B.: The Ancient Near East, An Anthology of Texts & Pictures, Princeton University Press 2011, Page 180.

XII. Die Stadt Isin ab etwa 1970 v. Chr.12

1. Nachdem Ischbi-erra seinen Gegenspieler Ibbisin, den Sohn des Schusin, den König von Ur, besiegt hatte, da ging die Königsherrschaft von Sumer um etwa 1970 v. Chr. auf die Stadt Isin über. Ischbi-erra war König von Isin gewesen. Er zerstörte die Stadt Girtab. Danach ließ der König von Isin die große Stadtmauer von Isin bauen sowie die Festungen Durliburischbi-erra, Eschtartaramischbi-erra und Ischbi-errarimenlil errichten. Außerdem besiegte er die Truppen von Kimasch und Elam. Schließlich eroberte Ischbi-erra die Stadt Ur und nahm den dort verweilenden Elamiterkönig gefangen.

2. Schu-ilischu war ab etwa 1940 v. Chr. der König von Isin gewesen. Der König von Isin konnte die Herrschaft über Ur festigen und ließ die große Stadtmauer von Isin errichten, die er Schu-ilischurimeschtar nannte.

3.1. Der Brief des Generals Sinillat an den König Iddindagan (um etwa 1920 v. Chr.) über Anweisungen für das Heer: „So spricht Sinillat, dein Diener, zu Iddindagan, seinem Herrn: Als ich meine Truppen bei der Stadt Kakkulat zusammenzogen hatte, da griffen mich die Martu aus einem Hinterhalt mit ihren Waffen an. Siebzig von ihnen konnte ich gefangen nehmen und nach Kakkulat bringen. Wenn mein Herr die Soldaten lagern lassen will, dann sollen sie ihren zusammen geschnürten Ledersack nehmen. Wenn mein Herr das Heer nicht lagern lassen will, dann sollen die Soldaten marschieren. Dies soll mein Herr wissen.“

3.2. Die Antwort des Königs Iddindagan an General Sinillat: „So spricht Iddindagan, dein Herr, zu Sinillat: Mein Expeditionsheer ist in der Lage, beidseits des Flusses voranzuschreiten, Ehrfurcht zu verbreiten und eine Blockade zu errichten. Als du nach Kakkulat gezogen warst, da hielten die Schutzgöttinnen sowie Dagan und Enlil, der König allen Landes, ihre schützenden Hände über dich und deine Soldaten. Mein Glanz erfasst das Land. Deine Heldentaten und deine Stärke ... Die Truppen haben noch schwere Arbeit vor sich. Deshalb ist es notwendig neue Soldaten zu rekrutieren. Sie sollen als Wache eingesetzt werden und diejenigen überprüfen, die kommen und gehen... Verringere deine Truppen nicht, sondern komme schnell mit dem übrigen Heer herbei! Dies ist dringend!“

4. Ischmedagan, der Sohn des Iddindagan, war ab etwa 1900 v. Chr. der König der Stadt Isin sowie des Landes von Sumer und Akkad gewesen. Er errichtete ein Denkmal für den Gott Ninurta.

5.1. Lipiteschtar, der Sohn des Ischmedagan, stellte während seiner Herrschaftszeit ab etwa 1880 v. Chr. in Ur sowie in ganz Sumer und Akkad das Recht und die Ordnung wieder her. Er weihte dem Enlil eine Stätte zur Gabendarbereitung. Dem König von Isin gelang es, die Martu abzuwehren. Enanatuma, die Tochter des Ischmedagan, war eine hohe Priesterin der Gottheit Nanna in der Stadt Ur gewesen. Gungunum, der König von Larsa, eroberte während ihrer Priesterinnenschaft die Stadt Ur und erhob sich so zum König von Ur sowie zum König von Sumer und Akkad.

5.2. Der Brief des Generals Nannakiang an König Lipiteschtar über die Truppen des Gungunum: „So spricht Nannakiang, dein Diener, zu Lipiteschtar, seinem Herrn: Die Stadt Edanna ist von meinem Herrn abgefallen. Attamannum hat Edanna mit 600 Soldaten des Gungunum eingenommen. Ich habe diesen Truppen nicht erlaubt, die Stadt Irisajana zu erobern. Sie haben deshalb ihr Lager in der Stadt Irigibil aufgeschlagen. Das Heer des Gungunum kam von den Ufern des Idamarsuenawasserlaufes, um ... Die Einwohner des Hochlandes werden mit ihren Bögen, Pfeilen, kleinen Booten, Fischern ..., den zusammengerollten Ledersäcken, Waffen, ... Werkzeugen und den Kriegsrüstungen kommen, um Ziegelsteinbefestigungen an den Ufern des Idamarsuenawasserlaufes zu errichten und einen Kanal zu graben, wenn mein Herr nicht ... Dies sollte mein Herr nicht unterschätzen! Es ist dringend!“

5.3. Die Antwort des Königs Lipiteschtar an Nannakiang: „So spricht Lipiteschtar, dein Herr, zu Nannakiang: Wegen der feindlichen Truppen, habe ich, der König, dir einen Brief geschickt. Attamannum, der seinen Herrn zufriedenstellt, ist ein besserer Diener seines Herrn, als du es bist! Warum hast du deinen Herrn nicht gerächt und ihn nicht informiert? Ich habe dir 2.000 Soldaten mit Speeren, 2.000 Bogenschützen und 2.000 Soldaten mit zweischneidigen Äxten geschickt. Der Feind lagert in Irigibil. Vertreibe ihn von dort und verteidigte die übrigen Städte! Bringe deine Leute in die Befestigungen! Dies ist dringend!“

6. Urninurta war ab etwa 1870 v. Chr. der König von Isin gewesen. Er befreite die Leibeigenen der Stadt Nippur aus ihrer Knechtschaft und erließ den übrigen Einwohnern der Stadt ihre Steuerschulden. Der König von Isin errichtete die Imgurenlilmauer und wandelte das Flussland in bestellbares Ackerland um.

7.Irraimitti war ab etwa 1850 v. Chr. der König von Isin gewesen. Er stellte das Recht und die Ordnung im Land von Sumer wieder her und führte die Stadt Nippur zu seinem alten Glanz. Der König von Isin eroberte und zerstörte die Stadt Kisurra. Außerdem nahm er die Stadt Kazallu ein, deren Stadtmauern er schleifen ließ.

12. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 5 ff.; Ali, Fadhil A.: Sumerian Letters, Two Collections from the Old Babylonian Schools, University of Pennsylvania, Philadelphia 1964, Ph.D. dissertation, Pages 63-66, 71-79.

XIII. Die Stadt Larsa ab etwa 1870 v. Chr.13

1. Nachdem Gungunum um etwa 1870 v. Chr. zum König von Larsa erhoben worden war, da zerstörte er die Städte Baschimi und Anschan. Der König von Larsa errichtete Bewässerungsanlagen an den Ufern des Annepadda- und des Imgursinkanals. Gungunum ließ das große Tor von Ur, die Stadtmauer von Larsa, den Dunnum- und den Ischartumkanal, die große Festung Kageschtinanna, das Tor von Geschtinanna und den Babakanal von Girsu bauen. Außerdem besiegte er das Heer von Malgium.

2. Abisare war ab etwa 1860 v. Chr. der König von Larsa gewesen. Er vernichtete die Armee von Isin.

3. Sumu-el war ab etwa 1850 v. Chr. der König von Larsa gewesen. Er zerstörte die Stadt Akusum und besiegte zweimal das Heer von Kazallu. Der König von Larsa eroberte die Stadt Pinaratim an der Flussmündung und die Stadt Sabum sowie die kleineren Städte an den Ufern des Euphrats. Die Armee des Königs von Larsa besiegte die Truppen der Stadt Kisch. Sumu-el unterwarf weiterhin die Stadt Nanna-ischa und trieb den Dammbau am Euphrat voran. Schließlich vernichtete er noch die Stadt Umma.

4. Nuradad war ab etwa 1830 v. Chr. der König von Larsa gewesen. Er eroberte das Land von Maschkanschapir und erneuerte die Stadtmauer von Larsa.

5.1. Siniddinam war ab etwa 1820 v. Chr. der König von Larsa gewesen. Er ließ den Tigris ausgraben und die große Stadtmauer von Maschkanschapir bauen. Die Stadtmauer von Larsa ließ er erneuern. Der König von Larsa vernichtete die Armeen von Babylon und Malgium und er verwüstete das Land von Eschnunna. Siniddinam eroberte die Städte Pinaratim und Nazarum. Darüber hinaus besiegte er das Heer von Elam, das Heer des Zambia, des Königs von Isin, und ein weiteres Mal das Heer von Babylon.

5.2. Der Brief des Königs Siniddinam an den Gott Utu: „Sprich zu Utu, meinem Herrn, dem erhabenen Richter des Himmels und der Erde, der sich um sein Land sorgt, der die Urteile spricht; der gerechte Gott, der es mag, wenn die Menschen leben, der dem Flehen Beachtung schenkt, der Gnade walten lässt, der Kenntnis ..., der die Gerechtigkeit liebt, der Ehrlichkeit erwählt, ... Wiederhole dies zum Bärtigen, dem Sohn von Ningal, ..., der die Blitze des Himmels und die Spalten der Erde öffnet, der das Licht in die Dunkelheit bringt, der Erste unter den Göttern, der alles überstrahlt, dessen Größe unübertroffen ist; der Krieger, geboren durch Ningal, der die heiligen Mächte beschützt und versammelt; der gerechte Gott, der Prinz, der das Schicksal bestimmt, mein Herr, der Vater des Volkes mit den schwarzen Köpfen. Dies sagt dir Siniddinam, der König von Larsa, dein Diener: Die Not plagt deine Stadt Larsa, welche dein Herz erwählt hat. Die weiten Plätze, an denen die Menschen die Tage des Glückes verbrachten, liegen nun in Stille. Dein Heer ist wie das vom Zaun abknickende Schilf vernichtet worden. Deine jungen Männer sind wie die reife Gerste zur Erntezeit abgemäht und wie eine reife Frucht verschleppt worden. Die Menschen sind wie Terracottafiguren zerschmettert worden. Sie verschwanden allesamt. Der grausame Sturm riss die Säuglinge aus dem Schoß ihrer Mütter mit. Die Leute haben ihre Gestalt verändert. Übermächtige Truppen sind entfesselt worden. Das Land ist wie Mehl. O jugendlicher Utu, wie ein Feind stehst du der Stadt Larsa gegenüber. Das Bergland von Elam, wo die Anzahl der Toten nicht groß ist wie ... und Schubar, eine mächtige Wolke, die die Götter nicht in Ehren hält. Diese sind nicht zerstört worden, ihre Zeit ist noch nicht reif. Der Kimacke wählt keine Nugig- oder Lukurpristerinnen für die Tempel der Götter aus. Seine Soldaten sind so zahlreich wie das Gras und seine Brut ist weit verbreitet. Er, der in Zelten lebt, der keine Tempel für die Götter errichtet, klettert wie ein wildes Tier und kennt weder Ekamehl noch Gebetszeremonien. Die bösen Dämonen Namtar und Asag haben ihn nicht davongetragen. Obwohl er den heiligen Eid bricht, sind seine Truppen in guter Verfassung. In meiner Stadt hatte es sieben Jahre lang keinen Krieg und keinen Kampf gegeben. Der Tod des Krieges hatte uns nicht heimgesucht. Nun aber verschwindet der Löwe, der die Menschen frisst, nicht mehr aus der Steppe. Ich werde wie jemand behandelt, der nicht weiß, wie man einem Gott huldigt. Ich diene den großen Göttern täglich mit Gebeten und mein Flehen ist unterwürfig. O jugendlicher Utu, aus diesem Grund schaue mit Wohlwollen auf deine Stadt Larsa! Sprich „Oh weh!“ für deine Stadt! Sprich „Oh weh für den Rückzugsort!“ ... Entfalte ein Gefühl der Sympathie für Larsa! Lösche die Ursache der Not aus und lasse sie die Stadt Larsa verlassen! Entferne sie so, dass die Stadt dem Tod entgehen möge, so dass ihre Saat erblühen möge! Mögen die Menschen deine Lobeshymnen singen! Schenke mir das Leben für meine Ehrerbietung an dich! Gebe mir ein langes Leben als Geschenk!“

6. Kudurmabuk, der Vater des Landes der Martu, der Sohn des Simtischilhak, hielt Ausschau nach Enlil und fügte die beiden Städte Maschkanschapir und Karschamasch dem Königreich Larsa wieder zu. Silli-eschtar, der König von Maschkanschapir, wurde ihm in Fesseln vorgeführt. Er vernichtete zusammen mit seinem Sohn Waradsin die Armeen von Kazallu und Mutibal bei den Städten Larsa und Emutbala. Im Namen der Götter Nanna und Utu nahm Kudurmabuk die Stadt Kazallu ein, indem er die Stadttore herausreißen ließ und die Bevölkerung unterwarf.

7. Sein Sohn Waradsin wurde schließlich um etwa 1810 v. Chr. zum König von Larsa erhoben. Dieser unterwarf die Stadt Kazallu und schliff deren Stadtmauer. Weiterhin besiegte er die Armee von Mutibal, die die Stadt Larsa angegriffen hatte, um diese zu erobern. Der König von Larsa ließ die große Stadtmauer von Ur errichten. Ebenso wurde unter seiner Herrschaft in der Stadt Scharrakum eine Stadtmauer gebaut. Innerhalb des soliden Grundes der Stadtmauer von Ur konnten sich die Einwohner der Stadt vermehren und in Sicherheit leben. Der Gott Nanna beauftragte Waradsin mit dem Bau der Stadtmauer von Ur. In den ersten fünf Monaten des Jahres ließ er die Ziegelsteine brennen. Der König von Larsa stellte die Mauer fertig und errichtete die Brustwehr. Wie einen frischen Berg ließ er sie an einem reinen Platz anwachsen. In unübertroffe Höhen ließ Waradsin die Stadtmauer auftürmen, so dass sie eine abschreckende Aura erhielt. Er erhob ihren Kopf in einem angemessenen Verhältnis zu ihrem Namen und ihrer Größe. Ihr Glanz erstrahlte als Wunder der Nation. Am Tor der Mauer legte Waradsin die königliche Inschrift in das Fundament ab. Der Stadtgraben wurde ausgehoben und mit Ziegeln eingekleidet. Für Nanna baute der König von Larsa die große Stadtmauer, deren Spitze, wie ein Berg aufgeschossen, nicht berührt werden konnte... Er umgab die Stadt des Nanna mit der Mauer und nannte diese „Der Gott Nanna hält den Grund des Landes fest zusammen“.

8.1. Dem Waradsin folgte sein Bruder Rimsin um etwa 1800 v. Chr. auf den Thron von Larsa. Dieser herrschte für fast sechzig Jahre über die Stadt Larsa. In den ersten Jahren seiner Herrschaft führte der König von Larsa eine Vielzahl von Bauprojekten durch, darunter waren der Ausbau des Lagaschkanals bis zum Meer und die Errichtung der Stadtmauer von Ischkunschamasch am Ufer des Euphrats. Außerdem besiegte Rimsin die Armeen von Uruk, von Isin, von Babylon, von Sutum und von Rapiqum. Er zerstörte die Stadt Uruk, nahm Irnene, den König von Uruk, gefangen und stellte seinen Fuß wie bei einer Schlange auf dessen Kopf. Zahlreiche Städte des Landes von Uruk unterwarfen sich ihm. Die Einwohner wurden verschont und die Kriegsbeute brachte er nach Larsa. Rimsin eroberte die Städte Pinaratim und Nazarum und nahm die Befestigung Imgurgibil sowie die Städte Zibnatum, Bitschusin, Urzarbara, Kisurra und Der ein. Der König von Larsa ließ die Bewässerungsanlagen zur Sicherung einer besseren Getreideversorgung ausbauen. Nachdem Rimsin die Stadt Damiqilischu erobert hatte, versklavte er die Einwohner der Stadt, denn diese hatten den Feind aus der Stadt Isin unterstützt. Danach ließ er die Stadtmauer von Zarbilum bauen. Rimsin schickte seine Armee gegen das Land von Isin aus. Seine Streitkräfte eroberten zunächst die Stadt Dunnum, die größte Stadt des Landes von Isin. Dort wurden neue Soldaten für das Heer von Larsa rekrutiert. Der Bevölkerung geschah aber nichts. So gestärkt, eroberte Rimsin, der König von Larsa, die Hauptstadt Isin sowie die kleineren Städte des Umlands.

8.2. Der Brief des Königs Rimsin an Nurija über das zur Verfügungstellen von Schiffen: „So spricht Rimsin, dein Herr, zu Nurija: Ich hatte dir doch geschrieben, dem Mannumkimaschamasch die Schiffe zu geben. Du hast ihm aber keine Schiffe zur Verfügung gestellt. Ein großer Teil der Mannschaften befindet sich in ... Biete die Leute auf! ... 10 Schiffe und den notwendigen Bedarf, den Mannumkimaschamasch verlangt, beschaffe! Wenn du dies nicht tust, dann trägst du die Verantwortung für die Leute, die ihren Tod finden sollten! An die Spitze der Mannschaft, die unter dem Kommando des Mannumkimaschamasch steht, stelle den Katakurumlusbat.“

13. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 107 ff.; Borger, R.: Ein Brief Sin-idinnams von Larsa an den Sonnengott sowie Bemerkungen über „Joins“ und das „Joinen“, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen I. Philologisch-historische Klasse, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1991/2, Seiten 58-81; Ungnad, Arthur: Briefe König Hammurapis, Verlag Karl Curtius, Berlin 1919, Seite 137.

XIV. Die Stadt Eschnunna ab etwa 2020 v. Chr.14

1. Nachdem Nurahum um etwa 2020 v. Chr. zum Statthalter von Eschnunna ernannt worden war, griff er das Land von Schubar an. Außerdem ließ er die große Stadtmauer von Eschnunna bauen. Der Statthalter von Eschnunna eroberte das Land von Tutub und wehrte einen Angriff der Elamiter ab.

2.1. Bilalama war während der Herrschaftszeit des Königs Ibbisin ab etwa 1990 v. Chr. der Statthalter von Eschnunna gewesen. Er besiegte die Martu von Ischur und erhielt die Herrschaftsmacht über das Land von Ischur. Außerdem gehörte das Land von Schaduppum zu seinem Herrschaftsbereich. Der Statthalter von Eschnunna konnte die Martu von Ka-ibaum in der Schlacht vernichten und deren Land unterwerfen. Er ließ die Stadtmauer von Ka-ibaum errichten und den Nabitischpakkanal anlegen.

2.2. Ein Brief des Uschaschum von Martu, dem Sohn des Abda-el, an Bilalama: „Ich bin dein Bruder, dein Fleisch und Blut. Ein Fremder mag dir feindlich gesinnt sein. Ich aber werde zu dir stehen und dich warnen. Du musst mich daher anhören und mir in den Augen der Martu Ehre erweisen. Schicke mir umgehend die für Abda-el erwarteten Geschenke, alles das, was zurückgehalten wurde. Du weist wieviel: 1 Goldbecher, 3 Silberbecher, 1 Gewand von bester Qualität, verschiedene Bronzebecher und ein Kupferkessel. Abgesandte aus dem ganzen Land kommen hierher zum Begräbnis des Abda-el. Alle Martu versammeln sich. Was auch immer du zum Begräbnis des Abda-el, deines Brautvaters, zu schicken gedenkst, trenne es von meinen Geschenken ab. Weil du mein Bruder bist, schicke mir unverzüglich einen jungen Diener aus Maschkanscharrum. Wenn er 10 Minas in Silber wert ist, schicke ihn! Mache mich berühmt.“

3. Ipiqadad, der Sohn des Ibalpi-el, war ab etwa 1850 v. Chr. der König von Eschnunna gewesen. Er erweiterte das Territorium seines Reiches, indem er Arrapha im Norden und Rapiqum am Euphrat eroberte sowie den König Sinabuschu von Neribtum besiegte. Außerdem vernichtete der König von Eschnunna die Armee der Stadt Unnina und nahm diese ein.

4. Naramsin, der Sohn des Ischme-aschur, war ab etwa 1820 v. Chr. der König von Eschnunna gewesen. Er eroberte das Land von Aschnakkum sowie die Städte Tarnip, Kakkulatum und Aschtabala. Seiner Bevölkerung erließ der König von Eschnunna die Steuerschulden.

14. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 484 ff.; Whiting, Robert M.: Old Babylonian Letters from Tell Asmar, Assyriological Studies - AS 22, Oriental Institute-Chicago 1987, Pages 48-49.

XV. Die Stadt Babylon ab etwa 1900 v. Chr.15

1. Sumu-abum war ab etwa 1900 v. Chr. der König von Babylon und der Begründer der ersten babylonischen Dynastie gewesen. Er baute die große Stadtmauer von Babylon. Die Stadtmauer von Kisch errichtete der König von Babylon bis in den Himmel. Sumu-abum eroberte und zerstörte die Stadt Kazallu.

2. Sumula-el war ab etwa 1880 v. Chr. der König von Babylon gewesen. Er ließ den Utuhegalkanal ausgraben und zerstörte die Stadt Kazallu. Der König von Babylon erneuerte die Mauer der Stadt Babylon und ließ die hohe Stadtmauer von Kisch einreißen. Er besiegte die Armee des Iahzirel, vertrieb diesen aus der Stadt Kazallu und ließ diese verwüsten. Danach trieb Sumula-el den Bau der Stadtmauern von Kutha und Anzagarurgi voran und er eroberte die Stadt Borsippa. Außerdem ließ der König von Babylon die Stadtmauern von Sippar, Dilbat und Habuz errichten sowie Bewässerungsanlagen anlegen und ausbauen. In seinem ganzen Land konnte er das Recht und die Ordnung wiederherstellen.

3. Sabium war ab etwa 1850 v. Chr. der König von Babylon gewesen. Nachdem Sabium das Recht und die Ordnung in seinem Land etabliert hatte, ließ er die Stadtmauer von Karschamasch bauen. Er vernichtete das Heer der Stadt Larsa, das sich ihm entgegen stellte. Darüber hinaus ließ er die Stadtmauer von Kazallu schleifen.

4. Sinmuballit war ab etwa 1810 v. Chr. der König von Babylon gewesen. Er besiegte die Armee von Larsa und eroberte das Land von Isin. Danach ließ er die Stadtmauer von Sjarbat errichten und die Städte Durdimatdada und Dursinmuballit anlegen. Außerdem konnte er die Städte Karkar, Kazallu, Eresch, Baz, Schiramah und Ischiromah unter seine Kontrolle bringen.

15. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 323 ff.

XVI. Die Stadt Uruk ab etwa 1870 v. Chr.16

1. Nachdem Sinkaschid die Stadt Uruk um etwa 1870 v. Chr. vom Königreich Larsa abgetrennte hatte, wurde er König von Uruk. In der Folgezeit ging der König von Uruk enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen zum Königreich Babylon ein, um seine Unabhängigkeit von Larsa abzusichern. Er eroberte die Stadt Der und ließ die Stadtmauer von Uruk errichten.

2. Rimanum war ab etwa 1830 v. Chr. der König von Uruk gewesen. Er eroberte das Land von Emutbal und besiegte die Truppen von Eschnunna, Isin und Kazallu, die zusammen gegen das Königreich Uruk ausgezogen waren, um Beute zu machen. Der König von Uruk führte seine zerstreute Bevölkerung wieder zusammen und stellte die Ordnung in seinem Land wieder her.

3. Der Brief des Anam, des Königs von Uruk, an Sinmuballit, den König von Babylon (um etwa 1805 v. Chr.): „So spricht Anam zu Sinmuballit: Dein Herz scheint zu Unrecht dahingehend beschwert zu sein, wenn du mich danach fragst, warum deine Armee von Amnanjahrur, die du zu mir schicktest, nicht die Stadt Uruk betreten habe. Mögen Ischtar und Marduk dir für viele Jahre Gesundheit schenken! Als deine Armee vor dem Stadttor ankam, traten die Offiziere, die voranmarschiert waren, vor mich hin und gaben mir den folgenden Report ab: „Als uns unser Herrscher instruierte, gab er uns die Anweisung, vor dich zu treten und nach deiner Strategie zu fragen.“ Es war nichts darüber gesagt worden, dass die Truppen in die Stadt gebracht werden sollten. Sie übernachteten auf der anderen Seite der Stadtmauer in der Wüste. Am nächsten Morgen waren sie nämlich weitermarschiert, um andere Angelegenheiten zu verrichten. Nach diesen wollten sie zurückkehren. Deshalb habe ich nach den Befehlen gehandelt, die du deinen Soldaten gegeben hast. Ich war damit einverstanden, denn wenn sich die Armeen von Babylon, Uruk und Jamutbal in der Stadt vermischt hätten, dann hätte es zu Streitigkeiten kommen können. Wahrhaftig gehören Uruk und Babylon zu einem Haus, so dass sie offen zueinander sprechen können. Falls solche Streitigkeiten zu den Ohren der Feinde gelangen würden, so würden sie zum Angriff übergehen. Deshalb war ich mit dem Ansinnen deiner Offiziere einverstanden, dass die babylonischen Soldaten nicht die Stadt betreten sollten. Diese Gesichtspunkte schienen auch dem babylonischen Gesandten Mardukmuballit einzuleuchten. Deine Truppen marschierten dann flussaufwärts nach Kisurra, um deine Befehle auszuführen. Sie verstärkten die Wachmannschaften in den dortigen Befestigungen. Ischtar und Marduk, die an deiner Seite stehen, haben der Expedition deiner Truppen den Erfolg gebracht. Deine Truppen marschierten danach weiter, entweder in mein Land zurück oder zum Land von Isin, und sie überquerten den Fluss in der Region von Amnanjahrur. Es ist wahr, wie der Abgesandte Abdi-addu berichtet hat, dass deine Truppen nicht mehr in die Stadt Uruk eingetreten sind, um eine Parade abzuhalten, und dass wir keine Kuriere entsandt haben. Auf dem Rückzug deiner Truppen haben wir sie nämlich aus dem Auge verloren. Wie wir mit Sicherheit wissen, waren sie bei Durum versammelt gewesen, bevor sie den Fluss überquerten. Danach haben aber weder Ilumerisch noch Dingirmanschum von ihrem eingeschlagenen Weg gewusst. Wir haben deine Truppen nicht mit eigenen Augen gesehen. Jedoch kam ein Kommandeur deiner Streitkräft vorbei und erschien vor mir. Auch das von Abdi-ami Gesagte wird den Beziehung von Babylon und Uruk nicht gerecht. Wir hatten keine Angst davor, dass deine große Armee unsere Stadt plündern werde. Die Könige von Uruk und Babylon stehen seit jeher in fester Freundschaft zueinander. Seit der Zeit des Sinkaschid ist die babylonische Armee von Amnanjahrur bereits zwei oder drei Mal zur militärischen Unterstützung der Stadt Uruk herbeigeeilt. Eine Armee von ein-, zwei-, fünf- oder zehntausend Mann, voll ausgerüstet, war schon ein, zwei oder drei Jahre in der Stadt Uruk beherbergt gewesen. Der König Sabium kam einst mit 1.000 Soldaten in diese Stadt. Gab es jemals etwas zu fürchten und kam es jemals zu Auseinandersetzungen? In jeder befestigten Stadt soll die Garnison mit 1.000 babylonischen Soldaten verstärkt werden. Dies habe ich dir immer wieder geschrieben. Genug davon! Warum hab ich dir dies nur immer wieder gesagt? Deine Diener, die zwischen Uruk und Babylon einen Keil treiben wollen, übertreiben maßlos ohne Grund. Gott weiß, wie sehr ich dir vertraue, wie ein Mann dem Gott Ischtar vertraut, schon seit dem Tage unserer Bekanntschaft! Mein Kopf liegt in deinem Schoß. Um die Gerüchte zu zerstreuen, ist es angebracht einen Vertrag zwischen Uruk und Babylon abzuschließen und einen Eid abzulegen. Eine jährliche Erneuerung dieser Akte würde dazu beitragen, Streitigkeiten zu vermeiden, die nur unseren Feinden nützen.“

16. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 439 ff.; Chavalas, Mark W.: The Ancient Near East, Blackwell Publishing Ltd 2006, Pages 127 ff.

XVII. Die Städte Ekallatum und Mari ab etwa 1820 v. Chr.17

1. Ilakabkabu, der König von Ekallatum, und Jagidlim, der König von Mari, hatten feierlich vor den Göttern einen Staatsvertrag abgeschlossen. Jagidlim zeigte sich aber vertragsbrüchig. Deshalb zog Ilakabkabu mit seinen Soldaten gegen ihn zu Felde. Ilakabkabu zerstörte die Festung des Jagidlim und setzte dessen Sohn Jahdunlim für kurze Zeit gefangen.

2. Jahdunlim, der Sohn des Jagidlim, war König der Stadt Mari und des Landes Hana. Er ließ die Stadtmauern von Mari und Terqa errichten und die Flüsse befahren. Sein Volk lebte in Wohlstand und Überfluss, denn der starke, junge König eröffnete dem Land den Zugang zu Ressourcen. Der Gott Schamasch liebte Jahdunlim und trat an seine Seite. Seit den längst vergangenen Tagen, als Schamasch die Stadt Mari gründete, gab es keinen König von Mari, der das Meer erreicht oder in den Zedernbergen das Holz geschlagen hätte. Jahdunlim, der mächtige König, der Bulle unter den Königen, erreichte dank seiner Macht den Strand des Meeres, in dessen Wasser seine Soldaten badeten. Er betrat die Zedernberge und ließ dort das Holz schlagen. Seine Macht manifestierte der König von Mari, indem er das Land am Strand des Meeres unterwarf und es unter sein Kommando stellte. Das Land am Meer ergab sich ihm und leistete fortan den Tribut. Im selben Jahr, als Jahdunlim sein Bündnis mit dem König von Qatna vertiefte, stellten sich Laum, der König von Samanum und dem Land von Uprapum, Bahlukulim, der König von Tuttul und dem Land von Amnanum, und Ajalum, der König von Abattum und dem Land von Rabbum, feindlich dem Jahdunlim entgegen. Die Streitkräfte des Sumu-epuh, des Königs von Jamhad, der in der Stadt Aleppo seinen Königssitz hatte, kamen den drei Königen zur Hilfe. In der Stadt Samanum versammelten sich die Truppen der Jaminiten. Mit seinen starken Waffen konnte Jahdunlim die drei Könige der Jaminiten gefangen nehmen. Er besiegte und vernichtete ihre Truppen sowie die Hilfstruppen des Sumu-epuh. Ihre toten Körper wurden aufgestapelt. Jahdunlim ließ die Stadtmauern einreißen, die Städte zerstören und das Land verwüsten. Die Stadt Haman, in der der größte Teil der Hanäer lebte und die von deren Vätern erbaut worden war, ließ Jahdunlim bis auf die Grundmauern schleifen und er nahm deren König Kasurihala gefangen. Jahdunlim eroberte die Städte Pahudar und Zalpah und ließ das Getreide des Landes von Abattum niederbrennen. Siegreich setzte er sich in der Schlacht gegen die Jaminiten und gegen Imar vor dem Tor der Stadt Abattum durch. Dann zog Jahdunlim mit seinem Heer nach Hen und er eroberte die Steppe der Jaminiten. Im Land des Schamschi-adad ließ er das Getreide niederbrennen, nachdem er dessen Armee vor dem Tor von Nagar besiegt hatte. Daraufhin konnte der König von Mari die Stadt Ekallatum erobern. Vor dem Tor der Stadt Tuttul unterwarf Jahdunlim die Jaminiten. Sieben Könige der Hanäer besiegte der König von Mari nacheinander. Jahdunlim entzog ihnen das Land und vereinigte so die beiden Flussufer des Euphrats. Dies brachte seinem Land den Frieden. Nach alledem erbaute Jahdunlim seinem Gott Schamasch einen Tempel in der Hoffnung, dass dieser ihm starke Waffen geben, um seine Feinde besiegen zu können, und eine lange und erfüllte Herrschaftszeit schenken möge. Zudem ließ er Kanäle ziehen, von denen aus das Land bewässert werden konnte. Unter ihm wurde der Puzurran- und der Huburkanal gebaut. Dies brachte den Menschen neuen Wohlstand und Versorgungssicherheit. Schließlich legte der König von Mari die Stadt Durjahdunlim an und verband diese mit dem Ischimjahdunlimkanal. So stärkte Jahdunlim die Struktur seines Landes. Schamschi-adad ... und Jahdunlim schworen einen Eid bei dem Gott Nergal. Schamschi-adad sündigte niemals gegenüber Jahdunlim. Jedoch sündigte Jahdunlim gegenüber Schamschi-adad... Der Gott Nergal trat auf die Seite des Schamschi-adad und bestrafte den Jahdunlim, der durch die Diener des Schamschi-adad getötet wurde.

3. Sumujamam verbündete sich ab etwa 1790 v. Chr. mit Schamschi-adad, dem Sohn des Ilakabkabu, und vertrieb seinen Vater Jahdunlim aus der Stadt Mari, weil dieser gegen Schamschi-adad intrigiert hatte. Jedoch fing Sumujamam ebenso an zu handeln, wie es sein Vater Jahdunlim getan hatte. Er zerstörte den Tempel des Gottes Nergal, den die einstigen Könige errichtet hatten, und baute dort seiner Frau ein Haus. Daraufhin töteten ihn seine Diener. Nergal entschied sich ... die Stadt Mari und die gesamten Ufer des Euphrats an Schamschi-adad zu übergeben. Dieser machte seinen Sohn Jasmahaddu zum Herrn über Mari.

17. Frayne, Douglas R.: Old Babylonian Period, The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods Volume 4, University of Toronto Press Inc. 1990, Pages 601 ff.; Pritchard, James B.: The Ancient Near East, An Anthology of Texts & Pictures, Princeton University Press 2011, Pages 246 ff.; Dossin, Georges: Correspondance de Samsi-Addu et ses fils, Archives royales de Mari I (No. 1), Imprimerie nationale, Paris 1946.

B. Die strategische Bewertung

XVIII. Die kartographische Lage von Sumer und Akkad

Karte von Mesopotamien



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